Idee der eigenen Erkenntnis
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Therapieoptionen gegen COVID-19

Frank Siebert
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Am 01. April 2021 fand eine online Veranstaltung mit dem Titel "Therapieoptionen gegen COVID-19" 1 statt, an der auch der in meinem letzten Artikel bereits auftauchende Professor Dr. Ralf Bartenschlager teilnahm.

Von der Veranstaltung gibt es ein vollständiges Transkript, und natürlich ist dies hervorragend, wenn man sich für Aussagen zu verschiedenen Themen interessiert. Die Schriftzitate sind dem offiziellen Transkript entnommen, in der Audio-Fassung sind die entsprechenden Ton-Ausschnitte aus dem Video der Veranstaltung verwendet worden.

Bei dem Wort Therapie interessiert mich natürlich sofort das prominente Stichwort Ivermectin. Aber zuerst werden in der Einleitung S1- oder S3-Leitlinien erwähnt, die erstellt wurden und noch immer werden. Offensichtlich nicht nur für Therapien, sondern auch für den Umgang mit der sogenannten Pandemie in Schulen. Konkretes zu Therapie-Leitlinien erfahren wird an dieser Stelle nicht, außer dass es sie zu geben scheint.

Ich ging auf die Suche und fand "AWMF-Online, das Portal der wissenschaftlichen Medizin" 2 in dem man nach solchen S-Leitlinien suchen kann. Eine Handlungsempfehlung 3 4 für niedergelassen Hausärztinnen und Hausärzte habe ich dort entdeckt, verlege deren Betrachtung aber auf irgendwann später.

Die folgenden Ausschnitte aus der Veranstaltung habe ich kommentiert, sehr oft Bezugnehmend auf die entsprechende Echtzeit-Meta-Studie.


Zitat Stefan Kluge:

Wir dürfen nicht zu optimistisch sein, dass wir 'das Medikament' finden – das wird es nicht geben – ,das die Sterblichkeit – und die liegt ja bei beatmeten Patienten um vierzig Prozent – von vierzig auf fünf Prozent reduziert. Aber es wird sicherlich Medikamente geben – und da sage ich ihm gleich noch was Konkretes dazu –, die die Sterblichkeit um einen gewissen Teilfaktor reduzieren. Und mittlerweile wissen wir aber auch ganz viel, dass viele Medikamente nicht wirken. Das bekannteste Beispiel ist das Chloroquin, was ja sogar der amerikanische Präsident propagiert hat. Heute haben wir viele randomisierte, kontrollierte Studien, die zeigen, dass es überhaupt nichts bringt.

Zitat Ende


Herr Kluge muss wohl Hydroxychloroquine meinen, denn er bezieht sich ja auf Donald Trump. Die Echtzeit-Meta-Studie 5 zu Hydroxychloroquine enthält zur Zeit 298 Studien und die Wahrscheinlichkeit, dass die positiven Ergebnisse der Studien nicht auf dem Wirkstoff Hydroxychloroquine beruhen liegt seit dem 17.11.2021 bei 1 zu 1 Billiarde.

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Der Zeitreihe in der Grafik kann entnommen werden, dass eine ganze Reihe von Studien negative Ergebnisse berichten. Die positiven Ergebnisse überwiegen dennoch. Ein Blick in den Studienaufbau würde wohl viel darüber verraten, worin die Unterschiede im Ergebnis begründet sind. Am 1. April allerdings, so deutet die Grafik an, war die Studienlage noch schlecht zu dem Thema und eine positive Wirkung nicht deutlich belegt. Die Aussage von Stafen Kluge war dennoch unbelegt oder beruhte zumindest auf ungenügenden Belegen. Da es sich um das Transkript einer Veranstaltung handelt, fehlen uns die Querverweise auf die Belege, auf die sich Herr Kluge stützte. Mit 1 zu 1 Billiarde ist die Wirksamkeit nun jedenfalls zweifelsfrei Belegt, Ärzte sollten den Behandlungsprotokollen der erfolgreichen Studien folgen, damit ihre Patienten von der Wirkung profitieren können. Um ein Wundermittel handelt es sich deshalb noch lange nicht.

Am Überzeugendsten sind die Ergebnisse auf dem Gebiet der Frühbehandlung, mit 64% verbesserte Behandlungsergebnisse. Laut Stand 18.11.2021, wie ich anmerken muss, denn Morgen kann sich diese Zahl ja wieder ändern.


Zitat Ralf Bartenschlager:

Viele der Medikamente – nehmen Sie beispielsweise Remdesivir – die wurden in klinischen Studien analysiert, bei denen die Infektion schon sehr weit vorangeschritten war. Also Patienten, die schon auf der Intensivstation liegen. Da gibt es nicht mehr viel antiviral zu machen. Da ist das Virus schon ziemlich weit zurückgedrängt. Das heißt, da ist eigentlich die rein antivirale Therapie zu spät. Das heißt im Umkehrschluss: Wenn wir einen antiviralen therapeutischen Effekt messen wollen, dann müssen wir es sehr früh in der Therapie angreifen.

Zitat Ende


Das macht perfekt Sinn! Eine antivirale Therapie muss früh ansetzen. Die Virenreplikation muss früh unterbunden werden, möglichst sogar bevor Symptome auftauchen.

Und wir haben hier ja schon auf eine Studie geschaut die in vitro zeigte, dass Ivermectin dies kann 6 , und von Zink ist dies auch bekannt. Ein guter Vitamin D Spiegel verhindert nicht unbedingt eine Replikation, hilft aber sicherlich deren Abbruch zu beschleunigen. Eine natürliche Immunisierung mit B, CD8+ und CD4+ T-Zellen gegen Epitope des ORF1 Proteins bekämpfen die Replikation ebenfalls sehr früh, da ORF1 das zuerst produzierte Protein des Virus ist. Ob man die Immunisierung gegen ORF1 durch die natürliche Immunisierung erhält, kann man sich aber leider nicht aussuchen. Über die Inokulationen erhält man sie nicht.


Zitat Ralf Bartenschlager:

Und was jetzt die Entwicklung von solchen Medikamenten betrifft, die jetzt wirklich in die Virusvermehrung eingreifen: Das ist leider nicht so standardisierbar wie beispielsweise die Vakzinentwicklung, also die Impfstoffentwicklung, wo man klare Plattformen hat. Hier fängt man immer wieder an, von vorne nach passenden Targets zu suchen.

Zitat Ende


Ich bin ja noch immer ein Laie, meine Meinung hierzu ist daher zwar mit Belegen unterstützt, aber dennoch mit Vorsicht zu betrachten.

Herr Professor Dr. Bartenschlager, wenn man ausschließlich mit Dollarzeichen in den Augen darüber nachdenkt, dann fängt man immer wieder an, von vorne nach passenden Targets zu suchen. Das lässt sich patentieren und damit lässt sich Geld verdienen.

Will man aber die Replikation in frühem Stadium unterbinden, dann braucht man im Grunde nichts gegen ein spezielles Virus, denn es gibt als Alternative die Stärkung des Immunsystems. Dieses wird gestärkt durch soziale Sicherheit, enge soziale Kontakte, Bewegung an der frischen Luft, gesunde Ernährung, ausreichend Zink, Vitamin D, Vitamin C, Lebensfreude, Tanz, Lachen und ausreichend Schlaf. Die Auflistung ist vermutlich unvollständig, und vielleicht ist auch unser Wissen darüber noch immer unvollständig, was unser Immunsystem noch alles stärken kann, oder schwächen wenn es fehlt.

Seltsam, dass so viele Maßnahmen darauf ausgelegt zu sein scheinen, dass Immunsystem zu schwächen.

Es hat sich gezeigt, dass das Immunsystem alles Fremde als Fremd erkennt und dagegen angeht, schon bevor Antikörper entstehen. Dies können wir daraus Schlussfolgern, dass bei einem Teil der dokumentierten symptomlosen Viruskontakte spezifische T-Zell-Antworten gefunden wurden , obwohl keine spezifischen Antikörper messbar waren. Wie wichtig vorexistierende Kreuzimmunitäten hierbei waren, dazu habe ich noch keine Studien gefunden, was für sich alleine bereits eine interessante Forschungslücke darstellt.

Mit diesem Ansatz erhält man zwar kein Medikament, aber doch eine wirksame Vorbeugung! Und weil diese Vorbeugung nicht an dem spezifischen Virus ansetzt, sondern am Immunsystem, wirkt sie gegen eine Vielzahl viraler Erkrankungen gleichzeitig.

Die Echtzeit-Meta-Studie 7 zu Vitamin D zeigt aber sogar ein Überwiegen positiver Ergebnisse bei der frühen und späten Behandlung, und zwar sogar einen stärkeren Effekt als bei der Prophylaxe. Wenn man darüber Nachdenkt, dann ist dies sogar logisch. Viel Spaß beim Nachdenken.

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Das Schöne an diesen vielen verschiedenen Echtzeit-Meta-Studien ist, dass den Autoren dieser automatisierten Studien ganz offensichtlich nichts daran liegt, für einen bestimmten Wirkstoff ein besonders gutes Ergebnis zu erhalten. Die Liste der Wirkstoffe wird immer länger und sie werden in der Auswertung alle gleich behandelt. Eine sachlichere Behandlung dieses Themas wird sich im Netz nicht finden lassen.

Aus dem Ergebnis sollte man nicht schließen, dass man mit Vitamin-D keine Prophylaxe betreiben sollte, da es in der Frühbehandlung wirkungsvoller ist. In der Frühbehandlung ist man bereits symptomatisch, nur in der Prophylaxe kann Vitamin-D helfen die Replikation früh und damit auch die weitere Verbreitung einzudämmen. Auf Vitamin D alleine zu setzen wäre aber fahrlässig, es ist nur ein Baustein eines starken Immunsystems.

Doch zurück zu dem Transkript, es werden noch weitere Wirkstoffe erwähnt.


Zitat Ralf Bartenschlager:

Ja, das eine ist das Molnupiravir. Das sind immer so Zungenbrecher Molnupiravir. Das befindet sich jetzt in Phase-II /-III. Das ist ein –man sagt: Repurposing. Das heißt, eine – wenn Sie so wollen – Zweckentfremdung; ursprünglich entwickelt als Polymerase-Hemmer von Influenza, und jetzt quasi getestet gegen SARS. Interessanterweise in den Tierversuchen nicht nur gegen SARS-CoV-2, sondern auch gegen SARS-CoV-1, also das erste SARS-Virus und auch gegen das MERS-Coronavirus.

Zitat Ende


Befragen wir die Liste der Echtzeit-Meta-Studien, so finden wir auch eine für Molnupiravir 8 .

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Es sind nur wenige Studien vorhanden, aber die Ergebnisse sind positiv. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Studienlage weiter entwickelt.

In der Sitzung der Stiftung-Corona-Ausschuss wurde gerade erwähnt, dass die wissenschaftliche Diskussion um die sogenannte Mutagenicity von Molnupiravir begonnen hat. Tatsächlich unterbricht Molnupiravir die Replikation wohl dadurch, dass es Fehler in der Replikation verursacht, welche nach Anhäufung von Fehlern irgendwann dazu führt, dass die Replikationsfähigkeit des Virus beeinträchtigt wird. 9 So gut wie sich dies auch Anhört, wirft dies natürlich die Frage auf, ob auch Körpereigene mRNA und in der Folge auch die DNA davon betroffen ist. Ein wissenschaftlicher Artikel, welcher diese Frage aufwirft, war dann auch leicht zu finden 10 .

Ich will hier betonen, dass diese Diskussion meines Wissens nach neu ist und zum Zeitpunkt der Veranstaltung noch kein Thema war.

Im weiteren Verlauf erwähnt Herr Kluge den Titel der S3-Leitlinie, so dass ich diese finden konnte. Der Link auf die "Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19 - Living Guideline" 11 findet sich in meinen Fußnoten.


Zitat Stefan Kluge:

Heute wissen wir, dass Antibiotika in der frühen Phase, wenn keine bakterielle Co-Infektion, Begleit-Infektion, vorliegt, in der Therapie nichts zu suchen haben. Ein zweites Beispiel ist das Ivermectin. Das Ivermectin ist ein Antiparasitenmittel, ein Wurmmittel. Das hat man in Südamerika sehr viel eingesetzt und wir wurden in den letzten Monaten überschüttet mit Anfragen dazu. Wir haben in der Leitlinie aufgrund der vorliegenden Studiendaten gesagt: Wir empfehlen den Einsatz nicht. Es gibt kein Benefit in den Studien und von der WHO gibt es seit gestern ein ganz klares Statement. Wir haben auch diese ganzen Preprints ausgewertet und die haben auch ganz klar gesagt, sie empfehlen den Einsatz von Ivermectin nicht. Eine klare Empfehlung dagegen. Und sie haben sogar 16 randomisierte kontrollierte Studien mit 2 407 Patienten ausgewertet. Wie gesagt, da sind sogar Studien dabei, die noch nicht begutachtet sind und kommen zu dem Schluss: Dieses Wurmmittel sollte bei COVID-19 nicht eingesetzt werden.

Zitat Ende


Der erste April, das Datum dieser Veranstaltung, liegt ja nach dem 25. März, und am 25. März lag die Wahrscheinlichkeit, dass die positiven Ergebnisse der Studien in der Echtzeit-Meta-Studie 12 nicht auf dem Wirkstoff Ivermectin beruhen bei 1 zu 1 Milliarde. Die oben genannt Liste von Studien, wie sie auch vom NIH gelistet werden , habe ich bereits gewürdigt.

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Trotz dieser Studienlage fällt das Urteil gegen Ivermectin aus. Der Kampf gegen Ivermectin findet in Deutschland also ganz klar auch statt. Gibt es aber auch den Kampf der Ärzte für Ivermectin, so wie er in den USA zu beobachten ist? Ich habe hier in Deutschland noch nichts davon bemerkt.


Zitat Stefan Kluge:

Und Sie haben Recht, es gibt auch Studien, die das Rekonvaleszenten-Plasma früh eingesetzt haben, den Vorteil gesehen haben. Wenn man alle Daten zusammennimmt, reicht das aber nicht aus, um einen Einsatz zu rechtfertigen. Weitere Studien laufen dazu.

Zitat Ende


Auch zur Behandlung mit rekonvaleszentem Plasma gibt es eine Echtzeit-Meta-Studie 13 .

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Die Ergebnisse sind durchwachsen bis hin zu widersprüchlich. Die Studienlage zum Einsatz von Rekonvaleszenten-Plasma gegen COVID-19 ist nicht wirklich überzeugend.

Im Grunde war es das dann auch schon. Es wurden einige der Wirkstoffe erwähnt, es werden allerdings viel viel mehr Wirkstoffe in Studien untersucht, Ivermectin und Hydroxychloroquine werden schlechter dargestellt, als es der Studienlage entspricht, wobei zum Zeitpunkt der Veranstaltung die Studienlage zu Hydroxychloroquine auch noch nicht eindeutig war. Die Studienlage zu dem Hoffnungsträger Molnupiravir ist sehr schmal, auch wenn die ausgewiesenen Ergebnisse sehr gut aussehen, und es tauchen erste gut begründete Hinweise auf, dass das Medikament vielleicht Genveränderungen auslöst.

Vitamine, Zink, Ivermectin, Hydroxychloroquine und auch alles andere, was günstig verfügbar ist, wird entweder gar nicht erwähnt oder es wird als unwirksam dargestellt.

Wenn es sich teuer verkaufen lässt 14 und es potentiell Gen-verändernd wirkt, dann ist es ein Hoffnungsträger.

Mich irritiert dies ein wenig, wie geht es Ihnen?


Erkenntnisse haben immer vorläufigen Charakter und sind immer individueller Natur . Sie selbst entscheiden, ob Sie Erkenntnisse anderer als Meinung übernehmen oder ob Sie sich Erkenntnisse selbst erarbeiten. Meine Quellenangaben sollen Ihnen bei letzterem eine Hilfestellung geben, Sie sollten aber immer auch weitere Quellen verwenden.

Glauben Sie nicht, auch nicht mir, sondern prüfen Sie und schlussfolgern Sie selbst.

Fußnoten


  1. Therapieoptionen gegen COVID-19 ; www.sciencemediacenter.de; 2021-04-01
  2. AWMF-Online, das Portal der wissenschaftlichen Medizin
  3. DEGAM S1-Handlungsempfehlung: SARS-CoV-2/Covid-19-Informationen und Praxishilfen für niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte (Version 19) ; 2021-08-04
  4. Leitlinien-Detailansicht SARS-CoV-2 / Covid-19 Informationen und Praxishilfen für niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte ; www.awmf.org
  5. Hydroxychloroquine Real-Time-Meta-Study ; https://hcqmeta.com/
  6. Ivermectin und COVID-19 - ein genauerer Blick ; Frank Siebert; Idee; 2021-11-07
  7. Vitamin D Real-Time-Meta-Study ; vdmeta.com
  8. Molnupiravir Real-Time-Meta-Study ; c19mp.com
  9. Wirkmechanismus des potenziellen Corona-Medikaments Molnupiravir entschlüsselt ; Max-Planck-Gesellschaft; 2021-08-16
  10. Molnupiravir: coding for catastrophe ; Brandon Malone, Elizabeth A. Campbell; Nature Structural & Molecular Biology 28, 706–708 (2021); DOI: https://doi.org/10.1038/s41594-021-00657-8 ; 2021-09-13
  11. Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19 - Living Guideline ; www.awmf.org
  12. Ivermectin Real-Time-Meta-Study ; ivmmeta.com
  13. Convalescent Plasma for COVID-19 Real-Time-Meta-Study ; c19early.com
  14. Molnupiravir: Kommt die Anti-Covid-19-Pille? ; Dr. Christian Heinrich; www.apotheken-umschau.de; 2021-11-06

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