Idee der eigenen Erkenntnis
Idee der eigenen Erkenntnis

Abschätzung des COVID-19 Risikos

Frank Siebert
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Ich weise darauf hin, dass ich medizinischer und virologischer Laie bin. Daher kann alles was hier folgt komplett falsch sein. Dies gilt natürlich auch für die Daten aus Veröffentlichungen des Robert-Koch-Institut, Paul-Ehrlich-Institut oder aus Studien, welche im Folgenden verwendet werden.

Gut begründete Hinweise auf Fehler sind daher stets willkommen.

Es wird immer wieder argumentiert, das Risiko der SARS-CoV-2-Injektionen sei kleiner als das SARS-CoV-2 bzw. das COVID-19 Risiko.

Ich habe mir seit längerem Gedanken darüber gemacht, wie ich das allgemeine SARS-CoV-2 Risiko quantitativ ermitteln kann. Nicht unbedingt exakt, aber doch wenigstens als Größenordnung.

Mir fiel nichts besseres dazu ein, als die Zahlen einer der Injektionsstoffstudien dazu heranzuziehen. Darauf, dass diese Zahlen dafür geeignet sind, kam ich wirklich reichlich spät. Um eine Aufteilung des SARS-CoV-2-Kontaktrisikos in symptomfrei, leichte Symptome, weniger leicht ohne Pneumonie, Pneumonie und Tod durchzuführen, musste ich allerdings auf zusätzliche Angaben des RKI und auf zwei Studien zum Anteil der symptomfreien Kontakte zurückgreifen.

Das hier ermittelte Risiko ist bezogen auf eine Person und ein Jahr, und verwendet zurückblickende Daten. Die wachsende Zahl von natürlichen Immunitäten, welche durch SARS-CoV-1 sowieso schon über 80% lag bevor SARS-CoV-2 entdeckt wurde, reduziert aber das Risiko einer Erkrankung von Jahr zu Jahr weiter, während die Chance eines symptomfreien Kontaktes steigen.

Daten

Das RKI hat uns verraten, dass 1% der Erkrankten (also Menschen mit Symptomen) eine Pneumomie bekommen . Im verlinkten Artikel habe ich bereits ermittelt, dass maximal 0,47% der Erkrankten an COVID-19 sterben. Ich war bei der Abschätzung dieser Zahl wirklich äußerst Großzügig. Ein wenig hadere ich mit mir, dass ich so vorsichtig und konservativ geblieben bin, aber nun bleibe ich bei dieser Zahl solange, bis eine bessere Zahlenbasis auftaucht.

Für die Risikoabschätzung nehme ich die Daten der Placebo-Gruppe aus der BioNTech-Studie 1 , deren Ende für den 2. Mai 2023 geplant ist, deren vorläufige Zahlen aber bereits Eingang in die Produktinformation des Paul-Ehrlich-Institut 2 fanden. Im Rahmen der Studie erkrankten im Gesamtbeobachtungszeitraum von 2222 Personenjahren von 17511 "gefährdeten" Personen 162 symptomatisch.

Weiterhin entnehme ich dem täglichen Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 3 vom 30.03.2021 dass es in ungefähr einem Jahr Pandemie 76093 verstorbene COVID-19-Fälle gegeben habe. Unter Verwendung des ermittelten Sterberisikos und der Bevölkerungszahl erwarte ich, dass meine Kontrollrechnung in etwa 1/5 dieser Zahl als COVID-19 Tote ermittelt, also ungefähr 15220.

Die Daten zu symptomfreien Virus-Kontakten, welche in offiziellen Quellen immer mit den leicht symptomatisch Erkrankten zusammengeworfen werden, entnehme ich einer Meta-Studie vom September, welche 20% symptomfreie Infizierungen ermittelte, also 20% nachgewiesene Viruskontakte ohne Symptome einer Infektion.

Eine neuere Studie 4 ermittelt übrigens einen Anteil von nur 13-18% symptomatischer Fälle. Ich habe diese Studie hier nicht verwendet, halte dieses Ergebnis aber für bedenkenswert, da es das im Folgenden ermittelte Erkrankungsrisiko unglaubwürdig hoch erscheinen lässt.

Rechnung

Erkrankungsrisiko / Person / Jahr

Das Erkrankungsrisiko R E pro Person und Jahr ist die Gesamtzahl der Erkrankten Z E geteilt durch die Gesamtzahl der betrachteten Personenjahre Z ap .

R E = Z E / Z ap

R E = 162 / 2222 = 0,07291 = 7,3%

Pneumonierisiko / Person / Jahr

Vom RKI haben wir erfahren, dass es bei 1% der erfassten symptomatischen Fälle zu einer Pneumonie kommt.

R P = R E * 0,01 = 0,00073 = 0,073%

Todesrisiko / Person / Jahr

Eine Zahl der wegen COVID-19 intensivmedizinisch behandelten Fälle gibt das RKI leider nicht an. Vom RKI erfahren wir, dass in der "ersten Welle" 47% der intensivmedizinisch behandelten Fälle mit COVID-19 verstarben. Mangels besserer Zahlen setzen wir die intensivmedizinisch behandelten Fälle mit COVID-19 gleich mit den Pneumonie-Fällen. Obwohl wir nicht wissen, ob alle Pneumoniefälle intensivmedizinisch behandelt werden, gehen wir davon aus, dass zumindest die Pneumonie-Todesfälle zuvor eine intensivmedizinische Behandlung erhielten.

R T = R P * 0,47 = 0,00034 = 0,034%

Leicht-Symptomatisch-Risiko / Person / Jahr

Vom RKI erfahren wir zwar, dass über 80% der "Erkrankungen" symptomfrei oder mit leichten symptomen verlaufen, da Symptomfrei bei einer Atemwegsinfektion allerdings in Wirklichkeit Gesund bedeutet, ist diese Angabe nicht wirklich hilfreich. Auch gibt das RKI in dieser Hinsicht den Hinweis, dass es in dieser Kategorie naturgemäß eine hohe Dunkelziffer gibt. Eine Meta-Studie aus dem September 2020 ermittelte 20% symptomfreier Verläufe 5 .

Basierend auf dieser Studie teilen wir die 80% des RKI auf in 20% symptomfrei und 60% leicht-symptomatisch. Daraus ergeben sich wiederum 80% symptomatischer Verläufe.

Das Leicht-Symptomatisch-Risiko R LS ist daher 60/80 oder auch 3/4 des Erkrankungsrisikos R E .

R LS = R E * 60%/80% = 0,07291 * 3/4 = 0,05468 = 5,5%

Weniger leicht ohne Pneumonie / Person / Jahr

Ein sperriger Titel, aber wie soll man es sonst nennen? Schwer trifft es nicht, denn nur weil der Verlauf nicht mehr leicht ist, ist er nicht automatisch schwer oder auch nur mittelschwer. Es handelt sich schlicht um das Risiko einer nicht leichten aber auch nicht pneumonalen Erkrankung. Entsprechend ziehen wir zur Ermittlung dieses Risikos vom allgemeinen Erkrankungsrisiko R E das Pneumonie-Risiko und das Leicht-Symptomatisch-Risiko R LS ab.

R WLOP = R E - R LS - R P = 0,07291 - 0,05468 - 0,00073 = 0,01750 = 1,75%

Kontrollrechnung

Mit dem Todesrisiko R T und der Bevölkerungszahl Z B Deutschlands ermittele ich die zu erwartenden jährlichen Todesfälle Z Ta .

Z Ta = R T * Z B = 0,00034 * 83.000.000 = 28.220

Dieser Wert ist fast doppelt so hoch wie mein Erwartungswert von 15.220. Dies soll niemanden irritieren, da viele Fälle mit leichten Symptomen nie in der Statistik des RKI auftauchen, denn nur wenige Leute gehen damit zum Arzt. Damit ist der Anteil der Pneumonien und Todesfälle in der Statistik des RKI automatisch zu hoch gegriffen. In der Injektionsstudie von BioNTech jedoch wurde eine vorher definierte Personengruppe intensiv auf jegliche Symptome hin beobachtet. Die Zusammenführung der Zahlen aus diesen verschiedenen Quellen führt daher zu einer systematischen Verzerrung hin zu erhöhten Risikowerten für das Pneumonierisiko und das Todesrisiko. Von der Größenordnung her ist der Wert der Kontrollrechnung daher in Ordnung.

Schlußbetrachtung

Ich habe hier jetzt nur die Zahlen aus wenigen Quellen verwendet. Man könnte die Zahlen anderer Placebo-Gruppen aus weiteren Injektionsstudien hinzu nehmen und auch viele weitere Studien nach verwertbaren Zahlen durchforsten. Aus Zeitgründen habe ich darauf verzichtet, da mir für meine Zwecke die grobe Abschätzung genügt.

Als Ergebnis bleibt fest zu halten: Wäre COVID-19 unser einziges Todesrisiko und dieses nicht vom Lebensalter abhängig, dann läge unsere durchschnittliche Lebenserwartung bei 1/0,00034/2 = 1470 Jahren. Die maximale Lebenserwartung läge in etwa bei 2940 Jahren.

Das Risiko in den ersten 100 Lebensjahren an COVID-19 zu sterben läge dann bei 0,00034*100 = 0,034 = 3,4%.

Wie bereits gesagt, dies ist eine stark vereinfachte Betrachtung, in der die Vereinfachungen die Werte nach oben hin verfälschen. Aber die Betrachtung gibt mir eine Größenordnung in der Form eines Maximalwertes für das Risiko. Dieser Wert kann in einem Vergleich mit den Risiken der Injektionen verwendet werden.

Für Hinweise auf logische Fehler in meiner Betrachtung bin ich natürlich dankbar. Schließlich wollen wir alle dazu lernen.


Erkenntnisse haben immer vorläufigen Charakter und sind immer individueller Natur . Sie selbst entscheiden, ob Sie Erkenntnisse anderer als Meinung übernehmen oder ob Sie sich Erkenntnisse selbst erarbeiten. Meine Quellenangaben sollen Ihnen bei letzterem eine Hilfestellung geben, Sie sollten aber immer auch weitere Quellen verwenden.

Glauben Sie nicht, auch nicht mir, sondern prüfen Sie und schlussfolgern Sie selbst.

Fußnoten


  1. [ https://clinicaltrials.gov/ct2/bye/rQoPWwoRrXS9-i-wudNgpQDxudhWudNzlXNiZip9Ei7ym67VZRFRFR4jSg4BA6h9Ei4L3BUgWwNG0it . Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine], Polack FP, Thomas SJ, Kitchin N, Absalon J, Gurtman A, Lockhart S, Perez JL, Pérez Marc G, Moreira ED, Zerbini C, Bailey R, Swanson KA, Roychoudhury S, Koury K, Li P, Kalina WV, Cooper D, Frenck RW Jr, Hammitt LL, Türeci Ö, Nell H, Schaefer A, Ünal S, Tresnan DB, Mather S, Dormitzer PR, Şahin U, Jansen KU, Gruber WC; C4591001 Clinical Trial Group; ClinicalTrials.gov number, NCT04368728; N Engl J Med. 2020 Dec 31; 383(27):2603-2615. doi: 10.1056/NEJMoa2034577. Epub 2020 Dec 10, 2020-12-10
  2. BioNTech BNT162b Produktinformation , pei.de, Tabelle 2
  3. Täglicher Lagebericht des RKIzur Coronavirus-Krankheit-2019(COVID-19) , RKI, 2021-03-30
  4. Quantifying asymptomatic infection and transmission of COVID-19 in New York City using observed cases, serology, and testing capacity ; Rahul Subramanian, Qixin He, Mercedes Pascual; Proceedings of the National Academy of Sciences; Mar 2021, 118 (9) e2019716118; DOI: 10.1073/pnas.2019716118; 2021-03-02
  5. Occurrence and transmission potential of asymptomatic and presymptomatic SARS-CoV-2 infections: A living systematic review and meta-analysis , Diana Buitrago-Garcia, Dianne Egli-Gany, Michel J. Counotte, Stefanie Hossmann, Hira Imeri, Aziz Mert Ipekci, Georgia Salanti, Nicola Low, PLOS Medicine, https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003346 , 2020-09-22

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