Idee der eigenen Erkenntnis
Idee der eigenen Erkenntnis

Seltsames von der Grün-Alternativen Liste Sandhausen

Frank Siebert
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Ich bin ja jetzt schon eine ganze Weile Sandhausener Bürger, da kann ich mich ja doch mal umschauen ob ich in Sandhausen Kontakt zu politisch denkenden Menschen finde.

Die Suche führte mich auf die Seite der GAL Sandhausen, speziell zu dem Artikel "Auch Querdenker kann man zurückholen". 1

Interessanterweise ist nirgends der Verfasser des Blogeintrages erkennbar.

Die erste Überschrift im Artikel lautet:

"Wie es zu Verschwörungsmythen kommt und was man dagegen tun kann."

Zunächst fällt mir auf, dass der Verfasser auf dem neuesten Stand der empfohlenen Wortwahl ist. "Verschwörungsmythen" ist die neue Sprachregelung für das früher verwendete "Verschwörungstheorien", denn das "Mystische" erzeugt im Kopf des Lesers schummrig dunkle Bilder der geheimnisvollen Art. Dieser Versuch der begrifflichen Neufassung hat vor etwa 2 Jahren begonnen und es ist keine Theorie und auch keine Mystik, sondern Beobachtung, dass der neue Begriff bisher nicht so recht greift. Der Begriff Verschwörungstheorie, der speziell erfunden wurde um Fragen rund um die Ermordung JFKs zu diskreditieren, hat ein paar Jahrzehnte Zeit gehabt sich fest zu setzen.

Warum der Artikel mit der hoffnungsvollen Überschrift "Auch Querdenker kann man zurückholen" nun die Begriffe Verschwörung und Mythen durchschwurbelt ist völlig unklar.

Doch jetzt kommt der Schreiber zum Thema:

Was steckt hinter den Protesten der selbst ernannten Querdenker - bis hierher ist es echt gut - und was macht selbst absurdeste Verschwörungsmythen so anziehend, dass sie - gerade auch hier in Baden-Württemberg - zahlreiche Anhänger finden?

Irgendwie kann sich der Schreiber nicht recht entscheiden, worum es in dem Artikel gehen soll. Das sieht nicht gut aus. Kommt jetzt eine Auseinandersetzung mit den Anliegen der Querdenker? Oder soll hier etwas über Verschwörungsmythen abgeschwurbelt werden?

Dieser Frage ging Norbert Knop, Landtagskandidat der Grünen im Wahlkreis Wiesloch, gemeinsam mit Fachleuten nach.

Welcher Frage ging er denn nun nach? Der ersten oder der zweiten?

Als Extremismus-Experte und Mitglied des Landesvorstands der Grünen bot Marcel Emmerich einen Überblick über die Situation in Baden-Württemberg. Der Geschichtswissenschaftler Moritz Hoffmann ging auf die Wurzeln der Verschwörungsmythen ein, die bis ins Mittelalter zurückreichen.

Was ist denn bitte schön ein Extremismus-Experte? Extrem hat von seiner Herkunft her die Bedeutung "Ausserhalb", "Fremd". Ich schließe daraus, der Herr kennt sich mit Dingen aus, die ihm Fremd sind. Das ist beachtlich. Ok, ich beginne hier ein wenig herum zu scherzen, um den Schmerz beim Lesen zu lindern.

Marcel Emmerich beruft sich auf den Antisemitismusbeauftragten Michael Blume, wonach eine gewisse Obrigkeitsskepsis und anti-aufklärerische Wissenschaftsfeindlichkeit im Land schon lange verbreitet sind.

Natürlich weiß ich nicht, ob Marcel Emmerich hier den Antisemitismusbeauftragten richtig wieder gibt, oder ob der Schreiber des Blogs Herrn Emmerich beim Wieder-Geben richtig wieder gibt. Aber wenn er schon dieses Zitat aufgreift, dann sollte er doch bitte in seiner Eigenschaft als Mitglied einer demokratischen Partei darauf hinweisen, dass es in Deutschland natürlich keine Obrigkeit gibt. Denn Deutschland ist - zumindest formal - immer noch eine Demokratie, und ein Mitglied des Landesvorstands der Grünen sollte wissen, dass es in Demokratien keine Obrigkeit gibt.

Nachdem der erste Teil des Satzes also substanzlos in sich zusammensackte, und ich auch nicht so recht weiß, was das Zitat an der Stelle überhaupt zu suchen hat, orientiere ich mich weiter im Text.

Oh, Reichsbürger, AfD und Rechtsextreme tauchen jetzt auch auf. So langsam merke ich es - es geht gar nicht um die Querdenker - es geht nur um ein möglichst schädigendes Framing! Pfui, schämen Sie sich! Ich weiß jetzt gar nicht wer genau für dieses schändliche Framing verantwortlich zeichnet, aber die Person wird es schon wissen und meiner Aufforderung hoffentlich nachkommen.

Es wird im weiteren Verlauf des Textes nicht besser. Wenn ich mir dieses Geschreibsel auf der Webseite der Grünen anschaue, dann ist dort vermutlich niemand anzutreffen, mit dem ein Gedankenaustausch Spaß machen würde. Aber vielleicht sind ja nicht alle Grünen so, es bleibt immer ein wenig Hoffnung. Der Schreiber allerdings hat den Grünen mit diesem Artikel keinen guten Dienst getan.

Eine Auseinandersetzung mit den Inhalten der Querdenker wäre angeraten gewesen, wenn man "Querdenker" "zurückholen" will. Doch dieser Artikel will nicht "zurückholen" oder gar "aufeinander zu gehen" oder "sich befassen", der Artikel will nur Feindschaft schüren und Gräben ziehen.

Und die Erwähnung der "Obrigkeitsskepsis" ist erschütternd. Nicht nur weil es in Deutschland natürlich keine Obrigkeit geben darf, sondern auch weil Misstrauen gegenüber der Regierung, die wahrscheinlich mit "Obrigkeit" gemeint war, zu den demokratischen Pflichten eines Bürgers gehört. Dieses Misstrauen dient dem Schutz der freiheitlich demokratischen Grundordnung.

Ich postuliere hier einmal einfach: Das erschreckende Demokratieunverständnis, welches aus dem Artikel spricht, ist eine hervorragende Erklärung für die Entstehung der Querdenker-Bewegung.

Fußnoten


  1. Auch Querdenker kann man zurückholen , al-sandhausen.de, 2021-02-08

Kategorie:Deutschland