Idee der eigenen Erkenntnis
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Schützende Immunität nach Genesung von SARS-CoV-2 Infektion

Frank Siebert
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Das Journal "The Lancet" veröffentlichte am 08.11.2021 den Artikel "Protective immunity after recovery from SARS-CoV-2 infection" 1 , in dem die Autoren über die Ergebnisse verschiedenster Studien zur robusten und dauerhaften Immunität nach einer SARS-CoV-2-Infektion berichten.

Die Autoren erwähnen zum Beispiel eine Studie an der Cleveland Klinik, Ohio, USA.

Die Studie "Necessity of COVID-19 vaccination in previously infected individuals" 2 , veröffentlicht im Juni 2021, welche eine COVID-19-Inzidenz von 3,4% unter zuvor nicht Infizierten fand, während die Inzidenz unter zuvor Infizierten bei 0% lag. Der Blick in diese Studie zeigt, dass 52238 Teilnehmer 5 Monate lang beobachtet wurden und die Beobachtung mit dem Start der sogenannten Impfungen startete.

Die in der Studie gewählte Methode der Ermittlung des Risikoverhältnisses soll eigentlich den Einfluss der Länge des Betrachtungszeitraums reduzieren, im Idealfall auch ganz ausblenden. Inzwischen wissen wir ja aber definitiv, dass die Wirkung der Immunität nach Inokulation recht schnell nachlässt, und daher der Betrachtungszeitraum zwangsweise trotz der gewählten Methode eine Rolle spielt.

Auch in dieser Studie wurden PCR-Tests als Nachweis einer Infektion verwendet, die vorwiegend nach der Beobachtung erster Symptome eingesetzt wurden. Das angegebene Risikoverhältnis verwendete als Bezugspunkt die ungeimpfte Gruppe. welche also per Definition das Risikoverhältnis von 1 hatte, weshalb diese auch in dem Studientext nicht weiter erwähnt wird. Für die Geimpften wird 0,031 angegeben, was der Inokulation über den kurzen Betrachtungszeitraum eine sehr gute Wirksamkeit bescheinigt. Bei Genesenen wird ein Risiko von 0% genannt, also gar kein Risiko, während für Genesene mit späterer Inokulation das bemerkenswerte Risikoverhältnis von 0,313 angegeben wird.

Die einzige plausible Interpretation die ich dazu geben kann: Zuvor Infizierte haben nach der sogenannten Impfung gegenüber anderen Inokulierten ein 10fach höheres Infektionsrisiko, während sie ohne Inokulation gar kein Risiko haben.

Diese Studie ist übrigens ein Preprint, doch die Fußnote zu Korrekturen, die Aufgrund von Kommentaren vorgenommen wurden, belegt die Existenz einer Qualitätskontrolle auch ohne offiziellen Peer-Review. Die anonymisierten Daten der Studie stehen zum Download zur Verfügung und auch der R-Quellcode.

Bei dem Blick auf zukünftige Zahlen zu Inokulierten und Genesenen werde ich ab jetzt wohl auch immer nachschauen, ob es auch Angaben zum Inokulationsstatus der Genesenen gibt. Werden Genesene mit und ohne Inokulation nicht unterschieden, stellt sich die Frage, ob die Genesenen mit Inokulation als Genesene oder als Inokulierte ausgewertet werden, mit möglicherweise erheblichen Auswirkungen auf die Ergebnisse.

Auch die Autoren des Lancet haben diese Studie ja nun offensichtlich begutachtet und des Zitats für würdig erachtet. Der Artikel des Lancet verrät allerdings nicht, dass diese Studie auch zuvor Infizierte mit und ohne anschließender Inokulation miteinander verglich. Dies ist eine interessante Auslassung und ich bin froh, dass ich mir die Studie selbst näher angesehen habe.

Der Artikel des Lancet erwähnt, wie gesagt, eine Reihe weiter Studien, und vergisst auch nicht die Studie zu erwähnen, die robuste und dauerhafte Immunität durch frühere SARS-CoV-1 Infektionen auch noch nach 17 Jahren feststellte.

Trotzdem kommen die Autoren zu dem Ergebnis, die natürliche Immunität halte mindestens 10 Monate, was natürlich eine korrekte Aussage ist. In Anbetracht von 17 Jahren Immunität nach SARS-CoV-1 und existierender Kreuzimmunität zu SARS-CoV-2 ist diese Aussage allerdings deutlich untertrieben.

Sie stellen auch fest, dass die natürliche Immunität gut vor den verschiedenen Varianten schützt, und dass eine vorherige Infektion mit erhöhten Nebenwirkungen bei Impfung verbunden ist. Die Formulierung ist interessant, hätte doch die Formulierung "erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen" näher gelegen. Die gewählte Formulierung lässt sich also durchaus auch als "schwerere Nebenwirkungen" lesen.

Trotz offensichtlich widersprechender Datenlage gelangen die Autoren zu dem Schluss:

Zitat:

Erworbene Immunität durch Impfung ist sicherlich viel sicherer und bevorzugt.

Zitat Ende

Der zweite Satz des Abstrakts lautete übrigens:

Zitat:

Nach wie vor stellen sich Fragen zur Stärke und Dauer eines solchen Schutzes im Vergleich zu einem Impfschutz.

Zitat Ende

Nach all den gemachten Feststellungen werfen Sätze wie diese beiden die Frage auf, wie sehr sich Autoren heutzutage verbiegen müssen, oder glauben sich verbiegen zu müssen, um in Journalen wie "The Lancet" veröffentlicht zu werden.

Nichts deutet darauf hin, dass die natürliche Immunität gegen SARS-CoV-1 oder SARS-CoV-2 ein Verfallsdatum hat, solange Betroffene keinen Termin zur Inokulation machen.


Erkenntnisse haben immer vorläufigen Charakter und sind immer individueller Natur . Sie selbst entscheiden, ob Sie Erkenntnisse anderer als Meinung übernehmen oder ob Sie sich Erkenntnisse selbst erarbeiten. Meine Quellenangaben sollen Ihnen bei letzterem eine Hilfestellung geben, Sie sollten aber immer auch weitere Quellen verwenden.

Glauben Sie nicht, auch nicht mir, sondern prüfen Sie und schlussfolgern Sie selbst.

Fußnoten


  1. Protective immunity after recovery from SARS-CoV-2 infection ; Noah Kojima, Jeffrey D Klausner; The Lancet, Infectious Diseases; DOI: https://doi.org/10.1016/S1473-3099(21)00676-9 ; 2021-11-08
  2. Necessity of COVID-19 vaccination in previously infected individuals ; Nabin K. Shrestha, Patrick C. Burke, Amy S. Nowacki, Paul Terpeluk, Steven M. Gordon; medRxiv; DOI: https://doi.org/10.1101/2021.06.01.21258176 ; 2021-06-19

Kategorie:USA Kategorie:COVID-19 Kategorie:Immunologie Kategorie:Impfung