Idee der eigenen Erkenntnis
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Panik, Angst und Horror - Schmilzt die Antarktis ab?

Frank Siebert
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Immer wieder gibt es unter dem Label "Klimawandel" Nachrichten über die Eisschmelze in der Antarktis. Inzwischen heißt es nicht mehr Klimaerwärmung, sondern Klimawandel, aber dennoch scheint das Eis in der Antarktis weiter unaufhaltsam zu schmelzen um unsere Küstenstädte demnächst weltweit zu überschwemmen.

Der Artikel mit dem alarmierenden Titel "Climate Shock: Antarctica Ice to Last Only 200,000 Years" 1 vom 05. Juni 2022 legt dar:

Zitat;

In der Wissenschaft gibt es unterschiedliche Schätzungen über Zu- und Abgänge, aber die NASA hat vor kurzem angegeben, dass der Kontinent 147 Gigatonnen pro Jahr verliert. Da auf dem Kontinent schätzungsweise 26.500.000 Gigatonnen Eis herumliegen, ergibt sich ein jährlicher Verlust von 0,0005 %. Bei der derzeitigen Eisschmelze wird das gesamte Eis in etwa 200.000 Jahren verschwunden sein.

Zitat Ende

Nach einem kurzen Ausflug in Angstgeschichten findet der Autor zurück.

Zitat;

''Doch zurück in der realen Welt: Was passiert eigentlich in der Antarktis? Im Oktober 2015 meldete die NASA, dass die vor 10.000 Jahren begonnene Zunahme der Schneeansammlung in der Antarktis derzeit so viel Eis hinzufügt, dass sie alle Verluste aufwiegt. Nach einer Analyse ihrer Satellitendaten gab es von 1992 bis 2001 einen Nettozuwachs von 112 Gigatonnen Eis pro Jahr, der sich bis 2008 auf 83 Gigatonnen verlangsamte. Im März letzten Jahres schien die NASA jedoch ihren Ansatz zu ändern und erklärte, dass die Antarktis zwischen 2002 und 2020 durchschnittlich 147 Gigatonnen Eis verloren hat. Aber wie immer in geografischen Aufzeichnungen zeigen verschiedene Teile des riesigen Kontinents unterschiedliche Muster von Gewinn und Verlust.

Zitat Ende

Der erwähnte Artikel der NASA mit dem Titel "NASA Study: Mass Gains of Antarctic Ice Sheet Greater than Losses" 2 stammt vom 30. Oktober 2015.

Der Artikel zitiert einen der Forscher.

"Wir stimmen im Wesentlichen mit anderen Studien überein, die eine Zunahme des Eisabflusses auf der antarktischen Halbinsel und in der Region Thwaites und Pine Island in der Westantarktis zeigen", sagte Jay Zwally, Glaziologe am NASA Goddard Space Flight Center in Greenbelt, Maryland, und Hauptautor der Studie, die am 30. Oktober im Journal of Glaciology veröffentlicht wurde. "Unsere größte Unstimmigkeit betrifft die Ostantarktis und das Innere der Westantarktis - dort sehen wir einen Eiszuwachs, der die Verluste in den anderen Gebieten übersteigt". Zwally fügte hinzu, dass sein Team "kleine Höhenänderungen über große Gebiete sowie die großen Änderungen, die über kleinere Gebiete beobachtet wurden, gemessen hat."

Zitat Ende

Die Forscher haben also Höhenmessungen ausgewertet, um Volumenänderungen zu ermitteln, und nicht nur auf die Ausdehnung in der Fläche geschaut.

Der Autor des Klima-Schock-Artikels, zieht dann noch einige Messdaten heran.

Zitat;

Laut den Satellitendaten der Universität von Alabama, die in unserer zweiten Grafik zu sehen sind, hat es am Südpol seit mindestens 1978 keine Erwärmung mehr gegeben. Letztes Jahr wurde in den Mainstream-Medien weitgehend verschwiegen, dass am Südpol der kälteste sechsmonatige Winter seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1957 verzeichnet wurde.

Zitat Ende

Der Autor schafft damit in seinem Artikel dem Leser die gleiche Irritation zu vermitteln, welche auch Klimaforscher mit der Antarktis verbindet. Ein klarer Trend ist da auf jeden Fall nicht vorhanden und der Klima-Schock löst sich in dem Artikel Schritt für Schritt auf.

Ok, 2015 ist ja nun eine Weile her. Haben wir seither nicht neue Nachrichten gehört, dass in der Antarktis das Eis immer schneller schmilzt?

Der Artikel "Klimawandel in der Antarktis" 3 , veröffentlicht am 14. Februar 2022 auf der Seite des Umweltbundesamtes ist da natürlich deutlich aktueller.

Zitat:

Auch die Antarktis ist vom globalen Klimawandel betroffen. Vor allem die Antarktische Halbinsel und die Westantarktis erwärmen sich stark. Immer wieder brechen riesige Eisberge von der Schelfeiskante ab und tragen so zum globalen Meeresspiegelanstieg bei.

Zitat Ende

Und Zitat:

Im Sonderbericht über die Ozeane und die Kryosphäre in einem sich wandelnden ⁠Klima⁠ des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, ⁠IPCC⁠) wird gezeigt, dass die Eisschmelze in Antarktis und Arktis von 2012 bis 2016 zusammen pro Jahr 1,2 mm zum Meeresspiegelanstieg beigetragen hat. Allein in der Westantarktis sind Verluste von Inlandeis von bis zu 200 Gigatonnen pro Jahr verzeichnet worden. Kalbende Gletscher bringen enorme Mengen an aufgetautem Süßwasser und kontinentalen Sedimenten ins Wasser ein. Ebenfalls starke Verluste sind beim Schelfeis bemerkbar: 2014 waren sieben von ursprünglich zwölf Schelfeisgebieten der Antarktischen Halbinsel zerfallen (entspricht der Fläche von Brandenburg). Auch in der Ostantarktis setzt, ausgelöst durch warmes Tiefenwasser, bereits ein schnelleres Abschmelzen des Schelfeises ein.

Zitat Ende

Was das Schelfeis angeht, welches ja auf dem Wasser schwimmt, so muss ich denn doch anmerken, dass dessen Schmelze wohl kaum zum Meeresanstieg beitragen kann. Das Schelfeis schwimmt, weil es eine geringere Dichte besitzt als das Meerwasser. Es trägt zum Meeresspiegel entsprechend seines Gewichtes bei, durch welches es eine Wassermenge gleichen Gewichtes verdrängt. Schmilzt dieses Schelfeis, dann passiert mit dem Meeresspiegel gar nichts. Wird das geschmolzene Wasser auf bis zu 4 °C erwärmt, dann erreicht es seine größte Dichte, nimmt dann also sein geringstes Volumen ein und trägt bei dieser Eigentemperatur am wenigstens zum Meeresspiegel bei.

Der Artikel erwähnt immerhin korrekt, dass das Schelfeis die Reflexion des Sonnenlichtes, die sogenannte Albedo, erhöht. Aber das der Artikel den Eindruck erweckt, dass schmelzendes Schelfeis zu einem Meeresspiegelanstieg beiträgt, ist sehr traurig.

Schelfeis ist mit dem Festlandeis verbunden, und nur dieses Festlandeis kann zum Meeresanstieg beitragen, indem es in das Meer fließend zu Schelfeis wird.

Der Verlust dieses Meeresspiegelrelevanten Inlandeises in der Antarktis wird in dem Zusammenhang mit der Westantarktis ebenfalls erwähnt. Die Formulierung "Allein in der Westantarktis sind Verluste von Inlandeis von bis zu 200 Gigatonnen pro Jahr verzeichnet worden." legt nahe, dass das Phänomen in der gesamten Antarktis auftritt. Wäre dass Wort "Allein" nicht dabei, könnte man den Standpunkt vertreten, dies sei keine Absicht gewesen. Da das Wort aber dem Satz voran gestellt wurde, ist die Absicht klar erkennbar. Der Leser soll den Eindruck haben, die gesamte Antarktis sei betroffen.

Merco Press brachte am 06. Juli 2022 den Artikel 'BAS report, the Antarctic glaciers ice loss is “unprecedented”' 4 heraus.

Der Artikel schlägt Alarm, weil eine neuere Arbeit zeige, dass in der West-Antarktis gerade schneller Eis verloren werde als in den letzten 5000 Jahren. Die jetzt schmelzenden Gletscher hätten das Potential den Meeresspiegel um bis zu 3,4 Meter anzuheben.

Die wissenschaftliche Arbeit ist nicht verlinkt, aber immerhin sind der Titel und die Autoren angegeben, man kann also einen Blick in die Arbeit wagen, um detailierte Informationen zu erhalten.

Interessant ist, dass die Forscher laut dem Artikel den Verlust des Eises durch eingesammelte Pinguin-Knochen und Muschelschalen ermittelten. Die Anname ist, dass deren Lage die Lage des Strandes zur der Zeit angeben, als sie sich dort abgesetzt hatten. Mit einer Datierung könne man so nachvollziehen, um wieviel sich die Erkruste angehoben habe und so auch die verminderte Last durch Eisverlust ermitteln.

Die Hebung der Erdkruste in Abhängigkeit von der Eislast ist unbestritten, muss aber natürlich nicht überall gleich sein und auch nicht linear verlaufen. Auch ist die Eislast natürlich nicht der einzige Faktor, der eine Anhebung oder Absenkung eines Teils einer Kontinentalplatte bewirken kann.

Die Methode der von Merco Press erwähnten Forschungsarbeit wirft also durchaus Fragen auf, welche der Artikel selbst nicht beantwortet.

Einer Projektergebniszusammenfassung mit dem Titel "Wechselbeziehungen zwischen Tektonik, Oberflächenerosion und Eisschildentwicklung der West Antarktis" 5 auf dem Portal von GEPRIS lässt sich entnehmen, dass in diesem Projekt direkt vor der Küste des Thwaites-Gletschers Lokal auftretend Wärmeströme von mehr als 100 mW/m2 gemessen wurden.

Genau dieser Gletscher wird gerne bemüht, wenn es um schnell abschmelzendes Eis in der West-Antarktis geht.

Im Westen der Antarktis wird die Schneeschmelze demnach von aufsteigender Erdwärme, von geologischer Aktivität, befeuert. 100 mW/m 2 ist nicht unerheblich. Die Frage stellt sich, ob man diese Erdwärme der anthropogenen Klimaerwärmung in die Schuhe schieben kann?

Ein Artikel, welcher die Schneeschmelze in der Westantarktis ausschließlich einer anthropogenen Klimaerwärmung anlastet, aber diese 100 mW/m 2 Erdwärme unerwähnt lässt, verkauft dem Leser diese Erdwärme als Teil der anthropogenen Klimaerwärmung.

Die Projektbeschreibung "Lithosphärendynamik und Eisschilddynamik der West Antarktis" 6 auf dem Portal GEPRIS aus dem Jahr 2017 führt aus:

Zitat:

Das westantarktische Riftsystem (WARS) ist eines der größten kontinentalen Grabenbrüche der Erde. Außerdem bildet er die Unterlage des westantarktischen Inlandeises (WAIS), welches momentan durch hohe Rückzugsraten und hohe Massenverluste gekennzeichnet ist. Ein komplettes Kollabieren des WAIS, wie es von einigen Forschern vorhergesagt wird, hätte einen globalen Meeresspiegelanstieg von drei bis fünf Metern zur Folge. Vorhersagen zur Zukunft des WAIS sind allerdings mit hohen Unsicherheiten behaftet, da dessen Entwicklung in der Vergangenheit kaum bekannt ist, vor allem bezüglich der Reaktion auf frühere globale Klimaschwankungen und langfristige tektonische Veränderungen.

Zitat Ende

Das klingt nicht, als sei es eine brandneue Erkenntnis, dass es einen Grabenbruch, den größten kontinentalen Grabenbruch, unter dem West-Antarktischen Eis gibt.

Ein durchaus interessantes hin und her bei den Nachrichten um die Antarktis, doch zumindest scheint sich auf dieser Seite der Erdkugel eine Lösung für die widerstreitenden Daten der riesigen Eisverluste und der fehlenden atmosphärischen Erwärmung unter dem Eis zu verstecken.

Wie sieht es denn nun mit dem Eisschild der Antarktis ganz konkret aus? Immerhin habe ich nach einigem Suchen eine Langzeit-Grafik zu der "Meereisbedeckung" 7 von 1978 bis heute gefunden. Über die genaue Herkunft der Daten gibt die Webseite leider keine Auskunft, aber der jahreszyklische Verlauf des Schrumpfens und Wachsens des Meereises in der Antarktis in dieser Grafik macht doch einen sehr beruhigenden Eindruck auf mich.

Auf der Seite Columbia.Edu habe ich ein aktuelles PDF mit einer Grafik gefunden, welche den Titel "Antarctica Ice Mass Monthly Change" 8 trägt. Darin sieht man für den Zeitraum seit 2002 etwas mehr Rot für schmelzendes Eis als Blau für neues Eisvolumen. Allerdings zeigt das erste Halbjahr 2022 den seit 2002 höchsten Anstieg des Eisvolumens überhaupt. Ob sich dies als Trend etabliert, was in einem großen Solaren Minimum, welches bis 2042 oder 2053 oder auch darüber hinaus dauern kann, ja durchaus sein kann, muss abgewartet werden.

Dafür, dass es unter der Westantarktis eine Fußbodenheizung gibt, sieht auch die Entwicklung des Eisvolumens nicht wirklich erschreckend aus.

Zum Schluss habe ich auch noch ein Video zu dem Thema.

Die Klimaschau Nummer 80 vom 22. November 2021 berichtete über "Das heiße Geheimnis des antarktischen Thwaites-Gletschers" 9 .

Die Kerninformation lautet, dass der Anteil, den die aufsteigende Wärme des Grabenbruches auf den Umfang des sogenannten Kalbens des Thwaites-Gletschers hat, noch unbekannt ist. Es sei aber geplant dies näher zu erforschen.

In einer der vielen hier zusammengetragenen Quellen war auch zu lesen, dass es wohl nicht nur dieser Gletscher ist, der im Gebiet des Grabenbruches liegt. Aber Sie werden ja sowieso alle Quellen aufsuchen und durchlesen, daher erspare ich mir hier die genaue Angabe.

Die Antarktis ist damit schon einmal ungeklärt. Die Temperaturänderungen sind nicht signifikant, eher sind die Temperaturen als zwar sehr variabel, aber dennoch über längere Zeit hin als erstaunlich stabil zu betrachten. Die Westantarktis verliert dennoch viel Eis, vielleicht oder vielleicht auch nicht mehr als in der Antarktis insgesamt wieder dazu kommt. Sollte die Antarktis insgesamt mehr verlieren als neu gebildet wird, könnte dies an der Erdwärme liegen, aber das weiß man noch nicht so recht. Da die Luft-Temperaturen aber eher stabil sind, wäre dies ein naheliegender Grund. Es könnte natürlich auch mit Änderungen in der Niederschlagsmenge zusammen hängen, die in keiner der hier gesammelten Quellen auftauchen.

Anthropogene Einflussfaktoren auf die Entwicklung können nicht ausgeschlossen werden. Falls sie existieren, sind sie in ihrer Höhe noch unbekannt, weil auch die nicht anthropogenen Einflussfaktoren nicht vollständig verstanden und schon gar nicht in ihrer Höhe erfasst sind.

Insgesamt zeigen die Verläufe der Kennkurven einen beruhigend stabilen Verlauf. Lassen Sie sich also nicht durch Horrormeldungen in Panik und Angst versetzen.

Der Hinweis im ersten erwähnten Artikel, die Antarktis schmelze in den nächsten 200.000 Jahren vollständig ab, wird sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht bewahrheiten. Immerhin wird unsere derzeitige Zwischenwarmzeit in der derzeitigen Eiszeit bis dahin bereits längst turnusmäßig vorüber sein. Genießen Sie daher lieber jeden warmen Tag, den Ihnen diese Zwischenwarmzeit noch vergönnt, denn wenn es global Abkühlt, dann haben wir schwerere Probleme, als uns eine Erwärmung bereiten könnte.


Erkenntnisse haben immer vorläufigen Charakter und sind immer individueller Natur . Sie selbst entscheiden, ob Sie Erkenntnisse anderer als Meinung übernehmen oder ob Sie sich Erkenntnisse selbst erarbeiten. Meine Quellenangaben sollen Ihnen bei letzterem eine Hilfestellung geben, Sie sollten aber immer auch weitere Quellen verwenden.

Glauben Sie nicht, auch nicht mir, sondern prüfen Sie und schlussfolgern Sie selbst.

Fußnoten


  1. Climate Shock: Antarctica Ice to Last Only 200,000 Years ; Chris Morrison; The Daily Sceptic; 2022-06-05
  2. NASA Study: Mass Gains of Antarctic Ice Sheet Greater than Losses ; Rob Garner; NASA; 2015-10-30
  3. Klimawandel in der Antarktis ; Umweltbundesamt; 2022-02-14
  4. BAS report, the Antarctic glaciers ice loss is “unprecedented” ; MercoPress; 2022-07-06
  5. Wechselbeziehungen zwischen Tektonik, Oberflächenerosion und Eisschildentwicklung der West Antarktis ; gepris.dfg.de; 2019
  6. Lithosphärendynamik und Eisschilddynamik der West Antarktis ; gepris.dfg.de; 2017
  7. Meereisbedeckung ; tempsvrai.com; meteo.plus
  8. Antarctica Ice Mass Monthly Change ; www.columbia.edu; 2022-08-19
  9. Das heiße Geheimnis des antarktischen Thwaites-Gletschers - Klimaschau 80 ; EIKE - Europäisches Institut für Klima und Energie; Odysee; 2021-11-22