Idee der eigenen Erkenntnis
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Kosmische Strahlung, solare Aktivität, und Änderungen im Erdklima - Nachrichtenblatt der Russischen Akademie der Wissenschaften

Frank Siebert
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Ist die politische Agenda zum Klimawandel in Gefahr? Die große Eile der politischen Akteure und eine prognostizierte Abkühlung, welche vermutlich bereits eingesetzt hat, legen Nahe: Ja, die politische Agenda zum Klimawandel ist in Gefahr.

In dem Streit darum, ob Kosmische Strahlung, und damit die Sonnenaktivität, welche diese modulieren kann, einen Einfluss auf das Klima der Erde hat, hat eine Gruppe von russischen Forschern mit finanzieller Förderung der Russischen Akademie der Wissenschaften diesen Einfluss gemessen.

Die Studie Stozhkov et al. (2017) mit dem Titel "Cosmic rays, solar activity, and changes in the Earth’s climate" 1 , hat offenbar keine große Aufmerksamkeit auf sich gezogen, trotz, oder vielleicht auch wegen, der möglichen Schlussfolgerungen, welche sich aus ihr ergeben.

FoxNews widmete der Studie am 27. September 2017 ganze zwei Absätze in dem Artikel "Will the sun put the brakes on global warming?" 2 .

Zitat (Übersetzt):

Kürzlich verglich ein Team russischer Wissenschaftler den Mechanismus der Abkühlung durch kosmische Strahlung mit zwei anderen bekannten Faktoren des Klimawandels - der ungleichmäßigen Helligkeit der Sonne und den Treibhausgasen. In ihrer Veröffentlichung im "Bulletin of the Russian Academy of Sciences: Physik" veröffentlichten sie, dass das Phänomen der Abkühlung durch kosmische Strahlung in den kommenden Jahrzehnten alles andere dominieren und tatsächlich eine Periode der globalen Abkühlung erzwingen wird.

Es handelt sich dabei um eine radikale Hypothese, aber selbst Mainstream-Wissenschaftler, die das rapide nachlassende Verhalten der Sonne beobachten, stimmen zu, dass die wachsende Wahrscheinlichkeit eines großen Minimums ein großes Maximum an Unsicherheit und Aufregung hervorruft. "Wir sind uns nicht ganz sicher, welche Folgen das haben wird", sagt Yvonne Elsworth, Sonnenphysikerin an der englischen Universität Birmingham, "aber es ist klar, dass wir uns in ungewöhnlichen Zeiten befinden."

Zitat Ende

In einer neueren Studie von H. I. Abdussamatov vom Pulkovo Observatorium der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg macht dieser bereits mit dem Titel "Earth’s Climate Does Not Depend on Variations in Cosmic Rays and Cloud Coverage" 3 klar, dass er mit den Ergebnissen seiner Kollegen nicht einverstanden ist.

Nicht nur diese Kollegen um Stozhkov et al., auch Svensmark und weitere Forscher lägen mir ihren Studien falsch.

Da hilft alles nichts, offensichtlich muss man in die Studie und in die Kritik der Studie hinein schauen und versuchen sich ein eigenes Bild zu machen.

Bevor wir uns dies anschauen, und ich tue dies parallel zum Schreiben dieses Textes, will ich noch darlegen was es bedeutet, wenn kosmische Strahlung einen wesentlichen Einfluss auf unser Klima hat. Je höher sich der Einfluss kosmischer Strahlung erweist, um so geringer muss der Einfluss des sogenannten Klimagases CO 2 und anderer Klimagase sein, um die Temperaturänderungen in unserer Neuzeit in Modellen abbilden zu können. In den Modellen des IPCC spielt kosmische Strahlung zur Zeit keine Rolle, das IPCC verneint dessen Wirkung auf das Klima.

Sie könnten versehentlich durch die Beschäftigung mit dieser Studie und deren Gegenstudie zu einem "Klimawandelleugner" werden, denn um als solcher bezeichnet zu werden, müssen Sie ja nicht leugnen, dass es einen Klimawandel gibt, sondern es reicht bereits, wenn Sie dem CO 2 eine geringere Rolle beimessen und damit politische Ziele in Frage stellen.

Von der wissenschaftlichen Fragestellung und Ihrer Bewertung der Forschungsergebnisse hängt also auch ab, ob Sie politische Klimaaktivitäten als Maßnahmen oder als Fehlnahmen, also als unangemessen und falsch, betrachten.

Jetzt können Sie noch die Ohren bei klappen und die Augen schließen.

Gut, widmen wir uns zuerst Stozhkov et al., dessen Zusammenfassung übersetzt lautet, Zitat:

Eines der wichtigsten Probleme der Menschheit, der globale Klimawandel, wird diskutiert. Die Rolle der kosmischen Strahlungsflüsse und der Sonnenaktivität in diesem Prozess wird analysiert. Obwohl mehrere Mechanismen zur Erklärung des globalen Klimawandels vorgeschlagen wurden, ist keiner von ihnen fest verankert. Auf dem Gipfel der Vereinten Nationen in Paris Ende 2015 wurde beschlossen, dass Treibhausgase für die globale Erwärmung unseres Planeten verantwortlich sind. Die Autoren dieser Arbeit sind jedoch der Ansicht, dass die Frage nach den Ursachen für die globalen Veränderungen des Erdklimas offen bleibt und offensichtlich in den nächsten 10-15 Jahren ein für alle Mal geklärt werden wird.

Zitat Ende

Es ist für sich bereits bemerkenswert, dass die Zusammenfassung der Studie gar nicht auf den Inhalt der Forschung eingeht, sondern die politische Dimension anspricht. Das ist so unüblich, dass es den Autoren wirklich sehr wichtig gewesen sein muss, bereits im Abstrakt ihre Opposition zu dem angeblichen wissenschaftlichen Konsens auszudrücken.

In der Einleitung gehen die Autoren dann aber gleich viel tiefer in ihre Arbeit hinein, als es sonst in Einleitungen üblich ist, und erläutern gleich Abbildung 1 ihrer Arbeit.

Bildzitat:

Bild 1 aus der Studie "Cosmic rays, solar activity, and changes in the Earth’s climate"; DOI: https://doi.org/10.3103/S1062873817020411 ; PDF on Sci-Hub

Änderungen ΔТ der monatlichen Durchschnittswerte der globalen Temperatur (gemittelt über die Erde) in der oberflächennahen Luftschicht (feine Kurve). Die ΔТ-Werte werden auf den Durchschnittswert der globalen Temperatur bezogen, ermittelt für die Periode 1901-2000. Die durchgezogene schwere Kurve repräsentiert die mit Hilfe der Spektraldatenanalyse durchgeführten Berechnungen. Die Vorhersage wird für die Temperaturänderungen ΔT nach 2015 gegeben. Die gestrichelte Linie entspricht dem Wert ΔT = 0.

Bildzitat Ende

Gezeigt werden in dem Bild die monatlichen Durchschnittstemperaturen von 1880 bis Anfang 2016, welche eine recht breite Schwankung im kurzfristigen Temperaturverlauf zeigen, während die glattere Kurve aus den per Fourieranalyse ermittelten Hauptfrequenzen dieses Temperaturverlaufs zusammengesetzt ist. Die Autoren teilen uns mit, dass sie hierfür nur die 4 wesentlichsten Frequenzen verwendeten.

Die Summe dieser 4 periodischen Temperaturverläufe ergibt für die nahe Zukunft eine Abkühlung des Klimas, aus heutiger Sicht hat diese inzwischen begonnen, auch wenn viele Nachrichtenmeldungen das Gegenteil melden.

Im Grunde kann man aber Heute noch nicht sagen, ob diese Vorhersage stimmt oder falsch ist, denn im kurzfristigen Verlauf ist ja weiterhin mit einer genauso großen Schwankungsbreite zu rechnen, wie es sie auch in der Vergangenheit gab. Gut, die ersten 10 Jahre dieser Vorhersage sind im Jahr 2025 vorbei, aber bis wir sicher sein können, kann es auch 2030 werden. Die Autoren wiesen in ihrem Abstrakt zurecht auf eine Frist von 10-15 Jahren für die Überprüfbarkeit ihrer Vorhersage hin.

Fanden Sie den Frühling nicht auch etwas zu kühl dieses Jahr? Und mit dem recht milden Winter hatten wir echt Glück in Europa, wenn man sich die erschreckend niedrigen Temperaturen anschaut die dagegen in Nord-Amerika und Asien herrschten. Und auch die letzten Sommer fand ich nicht wirklich richtig heiß. In meiner Dachwohnung merke ich das schon, wenn es richtig heiß wird.

Das aber ist natürlich alles Subjektiv. Natürlich wissen wir auch Objektiv, dass es die letzten Jahre nicht wärmer geworden ist, also im Durchschnitt. Das kann aber auch an den recht kurzfristigen großen Schwankungen liegen, so dass eben doch nichts anderes übrig bleibt, als so lange zu warten, bis eine sichere Aussage zur Vorhersage getroffen werden kann.

Aber Halt! Bisher war da ja noch gar nicht mit kosmischer Strahlung und Sonnenaktivität. Genau! Wie der Temperaturverlauf entstanden ist, der analysiert und in die Zukunft projiziert wurde, hat die Forscher bis zu diesem Punkt der Studie offenbar nicht interessiert. Sie haben schlicht eine Datenanalyse gemacht und daraus Vorhersagen abgeleitet. Die Verwendung der Frequenzanalyse trägt die Implizite Annahme in sich, dass es in den Daten zyklische Verläufe annähernd konstanter Zyklendauer und Amplitude gibt. Was hinter diesen Zyklen steckt, das muss nicht unbedingt bekannt sein.

Die Autoren erläutern sehr schön die Milankowitch-Zyklen, verwerfen diese aber als nicht relevant für die betrachteten kurzfristigen Änderungen. Dann wenden Sie sich der totalen solaren Einstrahlung (TSI - Total Solar Irradiation) zu, welche sich im Zyklus der Sonnenflecken ändert. Sie stellen fest, dass die Varianz der Helligkeit der Sonne nicht ausreicht, um die Temperaturveränderungen auf der Erde zu erklären.

Zu dem 11-jährigen Aktivitätszyklus der erklären sie dann, Zitat:

Ein weiterer Einfluss auf das Klima der Erde ist die Sonnenaktivität. Trotz zahlreicher Versuche, einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Indizes der Sonnenaktivität und zeitlichen Schwankungen der ΔT-Werte zu finden, ist ein solcher Zusammenhang nicht eindeutig hergestellt worden.

Zitat Ende

Danach kommen die Autoren endlich zum kosmischen Strahlungsfluss und berichten über vorhergehende Versuche, diesen abzuschätzen, um eine Zusammenhang mit Temperaturveränderungen herzustellen.

Die Autoren berichten, Zitat:

In dieser Arbeit analysieren wir zum ersten Mal die monatlichen und jährlichen Durchschnittsdaten aus direkten Messungen der Flüsse geladener Teilchen in der unteren Atmosphäre der mittleren nördlichen Breiten (geomagnetische Grenzsteifigkeit 2,4 GV).

Zitat Ende

In dieser Aussage stolpere ich über die geomagnetische Grenzsteifigkeit von 2,4 GV [Giga Volt]. Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber ich kann mit der geomagnetischen Grenzsteifigkeit nichts anfangen und wenn es um Teilchenenergien geht, ist mir die Einheit GeV [Giga Elektronenvolt] deutlich geläufiger als GV. Handelt es sich um einen Fehler durch die Übersetzung aus dem Russischen ins Englische?

Die WikiPedia erläutert zur magnetischen Steifigkeit 4 , Zitat:

Die magnetische Steifigkeit [...] beschreibt die Eigenschaft eines schnellen geladenen Teilchens, seine Bahn mehr oder weniger gut durch Magnetfelder 'biegen' zu lassen.

Und Zitat:

Die magnetische Steifigkeit wird zumeist angegeben in Tm.

Zitat Ende

Die Einheit Tesla für die magnetische Feldstärke lässt sich auch als V·s/m² [Volt Sekunde pro Quadratmeter] schreiben. Die magnetische Steifigkeit in T·m [Tesla Meter] kann daher auch als V·s/m [Volt Sekunde pro Meter] angegeben werden. So recht passt die angegebene Einheit nicht zum Text, wir kommen schlicht nicht auf GV. Es handelt sich aber wohl auch nicht um einen Fehler, denn andere Veröffentlichungen zu diese Thema verwenden ebenfalls die Einheit GV.

Natürlich erklärt keine dieser Arbeiten, wie aus Tesla Meter schließlich Volt werden. Der englischen Wikipedia entnehme ich, dass das Symbol R mit der Einheit Volt für die magnetische Steifigkeit steht, aber auch in Tesla Meter angegebene werden kann, wenn das Teilchen-Momentum in GeV/c [Gigaelektronenvolt geteilt durch die Lichtgeschwindigkeit] angegeben ist.

Es gibt also zwei konkurrierende in Anwendung befindliche Definitionen, eine mit der Einheit Volt (In SI-Basiseinheiten kg·m²/A·s²), und eine mit der Einheit Tesla Meter (In SI-Basiseinheiten kg/A·s²)

Gemessen wurden jedenfalls elektrisch geladene Teilchen der kosmischen Strahlung im Höhenbereich von 0 bis 5 km über der Erde, wobei es sich unterhalb von etwa 3km Höhe um Sekundärstrahlung handelt, die durch Wechselwirkung der kosmischen Strahlung mit der Atmosphäre in höheren Lagen entsteht.

Die Messung erstreckte sich offenbar über mehrere Jahre und bestand im Grunde aus dem Zählen dieser Teilchen, welche in monatliche und jährliche Mittelwerte zusammengefasst und mit der jeweiligen Durchschnittstemperatur der Erde im gleichen Zeitraum in Bezug gesetzt wurde.

Das Ergebnis dessen wird in der Arbeit in Abbildung 2 dargestellt, in der eine Korrelation zwischen der Menge kosmischer Strahlung und der Temperatur der Erde festgestellt wird.

Bildzitat:

Bild 2 aus der Studie "Cosmic rays, solar activity, and changes in the Earth’s climate"; DOI: https://doi.org/10.3103/S1062873817020411 ; PDF on Sci-Hub

Zusammenhang zwischen den Veränderungen ΔТ der jährlichen Durchschnittswerte der globalen (über die Erde gemittelten) Temperatur in der oberflächennahen Luftschicht und den jährlichen Durchschnittswerten der Flüsse geladener Teilchen N, gemessen in den mittleren nördlichen Breiten im Höhenintervall von 0,3-2,2 km. Die gestrichelte Linie zeigt die lineare Beziehung zwischen ΔT und N.

Bildzitat Ende

Mir fällt auf, dass das Höhenintervall in der Abbildung nur einen Teil des Höhenintervalls der durchgeführten Messungen abdeckt. Das macht kritisch, zumal hierfür keine Begründung angegeben ist. Eine mögliche Begründung könnte sein, dass man sicherstellen wollte, dass hier nur noch die Sekundärstrahlung betrachtet wird. Das ist aber nur eine Vermutung und die Autoren hätten über den Grund für diese Entscheidung einen Satz oder auch zwei in die Arbeit einfügen sollen.

Die Autoren stellen fest, Zitat:

Aus dem gegebenen Zusammenhang zwischen den Werten ΔТ und N folgt, dass, würde der Fluss der kosmischen Strahlung aufhören auf die Erdoberfläche zu fallen, dann würde der Anstieg der globalen Temperatur auf der Erde ΔT ≈ 4°C betragen.

Zitat Ende

Das ist angesichts des keinen Bereichs der Durchschnittswerte für die Anzahl sekundärer kosmischer Strahlungsteilchen, der hier messtechnisch erfasst wurde, natürlich eine mutige Aussage. Ein weiterer linearer Verlauf der Beziehung zwischen Temperatur und Strahlung über den Messbereich hinaus muss eine reine Spekulation sein.

Allerdings, alleine der betrachtete Bereich umfasst Änderungen der durchschnittlichen Erdtemperatur von etwa 0,6 °C, welche diese Messung auf kosmische Strahlung zurück führt. Ein erheblicher Teil des vom IPCC dem CO 2 zugerechneten Temperaturverlaufs der Neuzeit findet daher locker Platz in einem Erklärungsmodell basierend auf Änderungen der kosmischen Strahlung. Diese, dass lässt sich kaum bestreiten, werden wir mit Maßnahmen zur Reduzierung von CO 2 nicht beeinflussen können. Dieses Ergebnis stellt den dominanten Einfluss von Änderungen der Klimagase in unserer Atmosphäre auf die Durchschnittstemperatur der Erde während der Neuzeit in Frage.

Die Autoren Schlussfolgern, Zitat:

Unsere Ergebnisse könnten mit dem Mechanismus des Einflusses der Flüsse geladener Teilchen auf das Erdklima in Verbindung gebracht werden; dazu gehört in erster Linie die Wirkung, die geladene Teilchen auf die beschleunigte Bildung von Wasserdampfkondensationszentren und damit auf die Zunahme der globalen Wolkenbedeckung haben. Die Gesamtbewölkung steht in direktem Zusammenhang mit der globalen Temperatur der oberflächennahen Luftschicht.

Dieser Mechanismus des Zusammenhangs zwischen der globalen Temperatur der oberflächennahen Luftschicht und dem Fluss geladener Teilchen wird in den nächsten 2-3 Jahren getestet werden. Das Sonnensystem befindet sich jetzt in der positiven Phase des 22-jährigen solaren magnetischen Zyklus. Diese Phase ist durch eine recht schnelle Erholung (Anstieg) des Flusses der kosmischen Strahlung nach dem Maximum der Sonnenaktivität im Jahr 2014 gekennzeichnet. Wenn es in den nächsten Jahren zu einem Anstieg des Flusses geladener Teilchen in der unteren Atmosphäre kommt, muss ΔT sinken, d. h. die globale Temperatur der oberflächennahen Luftschicht muss sinken.

Zitat Ende

In diesen Sätzen schlagen die Autoren also doch die Brücke zurück zur solaren Aktivität, welche den Fluss der kosmischen Strahlung moduliert. Ihre auf der Fourieranalyse beruhende Vorhersage einer baldigen Abkühlung erfährt durch den bereits erfolgten Eintritt in die positive Phase des 22-jährigen magnetischen Zyklus der Sonne weitere Unterstützung.

Und hier im letzten Satz erklärten die Autoren auch, warum sie sich auf die untere Atmosphäre konzentriert haben, was die Einschränkung auf Ergebnisse zwischen 0,3 und 2,2 km erklären kann.

Jetzt ist ja einige Zeit seit der Veröffentlichung vergangen. Zu dem Zusammenhang zwischen solarer Aktivität und kosmischer Strahlung führt der Artikel "Solar cycle peak reduces cosmic rays around Mars, Venus and Earth" 8 auf Space.com vom Dezember 2022 aus, Zitat:

Die Daten aller drei Planeten zeigten, dass die kosmische Strahlung abnahm, als die Sonnenaktivität im Solarzyklus 24 ihren Höhepunkt erreichte, was etwa im April 2014 der Fall war. Die Daten des Roten Planeten zeigten jedoch eine neunmonatige Verzögerung zwischen dem Maximum der Sonnenflecken und dem Minimum der kosmischen Strahlungsdetektion um den Mars.

Zitat Ende

Dieser Artikel behandelte die Studie "Galactic Cosmic Rays at Mars and Venus: Temporal Variations from Hours to Decades Measured as the Background Signal of Onboard Microchannel Plates" 9 . Von einem Zusammenhang zwischen der Sonnenaktivität und der auf der Erde auftreffenden kosmischen Strahlung wird offenbar überwiegend ausgegangen. Natürlich wäre es wichtig herauszufinden, was die erwähnte Verzögerung verursacht.

Doch wir wollen auch einen Blick in die ablehnende Studie von H. I. Abdussamatov werfen.

Das Abstrakt der Studie teilt mit, Zitat:

''Die von Svensmark und Friis-Christensen (1997), Svensmark (2007), Svensmark et al. (2017) und Stozhkov et al. (2017) aufgestellte Hypothese geht unter völliger Vernachlässigung des Einflusses der quasi-200-jährigen Variation der TSI um ~0,4% (Shapiro et al., 2011; Egorova et al., 2018) davon aus, dass die verstärkte Durchdringung der unteren Schichten der Erdatmosphäre durch die galaktische kosmische Strahlung während des Großen Solaren Minimums nur eine Zunahme der Wolkenbildung und der in den Weltraum zurück reflektierten TSI verursacht. ''

Ohne jedoch die Veränderungen in der globalen durchschnittlichen jährlichen Energiebilanz zwischen der Erde und dem Weltraum (Е0) zu berechnen, argumentieren die Autoren der Hypothese, dass dieser Effekt zu einer langfristigen negativen durchschnittlichen jährlichen Energiebilanz der Erde und zu einer Klimaabkühlung bis hin zu einer kleinen Eiszeit führen wird. Die Hypothese ignoriert auch völlig alle nachfolgenden Veränderungen der physikalischen Prozesse in der Atmosphäre, die mit der zunehmenden Bewölkung einhergehen: die verstärkte Reflexion und Absorption der Wärmestrahlung von der Erdoberfläche und der von der Erdoberfläche reflektierten Sonnenstrahlung, die Verengung der atmosphärischen Transparenzfenster und der verstärkte Treibhauseffekt. Diese Prozesse kompensieren die Abkühlung. Unsere Abschätzung zeigt, dass die Veränderungen in der globalen durchschnittlichen jährlichen Energiebilanz zwischen der Erde und dem Weltraum vor und nach einer 2%igen Zunahme der Wolkenbedeckung in der unteren Atmosphäre einen Unterschied von fast Null aufweisen: E1 - E0 ≈ 0. Die mögliche Zunahme der Wolkenbedeckung verursacht praktisch keine Veränderungen in der globalen durchschnittlichen jährlichen Energiebilanz zwischen Erde und Weltraum und hat keine Auswirkungen auf den Klimawandel (Abkühlung).

Zitat Ende

Neben Stozhkov et al. (2017) werden hier also weitere Studien angegriffen. Inwiefern der gemachte Vorwurf auf die anderen Studien zutrifft will ich hier nicht behandeln. Aber Sie haben eben gerade mit mir Stozhkov et al. (2017) durchgeschaut, so dass Sie sich sicher daran erinnern, dass diese Arbeit keine Annahme darüber getroffen hat, wie die kosmische Strahlung zur Abkühlung führt. Sie legten lediglich nahe, dass ihre Ergebnisse mit Theorien zum Einfluss kosmischer Strahlung auf das Klima in Verbindung gebracht werden könnten , insbesondere mit Theorien zum Einfluss auf die Wolkenbildung. Die Forscher um Stozhkov haben den Zusammenhang lediglich messtechnisch erfasst und hielten weitere Forschung für notwendig, um weitergehende Fragestellungen, wie den Einfluss auf die Wolkenbildung, zu untersuchen. Aus der Sicht von Stozhkov et al. (2017) ist auch jede beliebige andere wissenschaftliche Erklärung für den gemessenen Zusammenhang recht.

Insofern ist nun die spannende Frage, mit welchen wissenschaftlichen Werkzeugen die Arbeit von Abdussamatov die Messungen in Stozhkov et al. widerlegen wird.

Tatsächlich, und ich bitte Sie dies in der länglichen Studie selbst nachzulesen, beruft sich Abdussamatov ausschließlich auf Energiebudgetberechnungen, welche zeigen, dass bei einer 2%igen Erhöhung der Wolkenbedeckung die von den Wolken zurückgestrahlte Sonneneinstrahlung ebenfalls um 2% steigt und die zum Boden reflektierte zusätzliche Wärmestrahlung auch um etwa 2% steigt. Es würde sich daher in der Summe ungefähr um ein Nullsummenspiel handeln.

Jetzt frage ich mich natürlich, wie auf dem Weg von Berechnungen Messungen widerlegt werden können. Üblicherweise wird in der Wissenschaft durch Messungen ermittelt, ob theoretische Berechnungen korrekt sind. Und wenn die Berechnungen Abdussamatov's den Messungen widersprechen, müssen wohl die Berechnungen falsch sein, es sei denn es ist nicht die Wolkenbildung, welche den Zusammenhang mit der kosmischen Strahlung physikalisch korrekt erklärt, sondern ein anderer physikalischer Zusammenhang.

Auch halte ich den Fokus auf eine 2%ige Erhöhung der Wolkenbedeckung für fragwürdig. Warum 2% und nicht 10% oder gar 30%? Aber das ist im Grunde nicht wichtig. Abdussamatov kann nicht mit Berechnungen Messungen widerlegen, Punkt. Für die anderen angeführten Arbeiten mögen seine Aussagen vielleicht stimmen, das wäre zu prüfen, aber für die Widerlegung von Stozhkov et al. sind andere Werkzeuge notwendig, zum Beispiel könnten weitere Messungen zeigen, dass es sich um eine zufällige Korrelation gehandelt hatte, die sich durch andere Messungen nicht bestätigen lassen. Oder der Nachweis eines systematischen Messfehlers wäre auch geeignet. Berechnungen hingegen sind nicht geeignet Messungen zu widerlegen.

Übrigens veröffentlichte Abdussamatov im Jahr 2016 die Arbeit "The New Little Ice Age Has Started" 10 , prognostizierte also eine Abkühlung, ja sah diese sogar bereits als gestartet an.

Das bringt mich trotz der Länge dieses Artikels in Versuchung nach einer besseren Arbeit zu suchen, die Stozhkov et al. (2017) angreift. In Allmetrik werden aber nur noch zwei weitere Studien aufgelistet, welche Stozhkov et al. (2017) referenzieren.

Die Arbeit "Contribution of an Integrated Maritime Policy to the Dialogue of Civilisations: The Asia-Pacific Case" 11 listet Stozhkov et al. (2017) als Referenz 138 in einer langen Liste von Arbeiten auf, welche Forschung zum Zusammenhang zwischen kosmischer Strahlung und Erdklima enthalten.

Zitat:

Die Erforschung des kosmischen Einflusses auf die Sonne-Erde-Umgebung [Lange Liste von Referenzen] fügt diesem Ziel eine zusätzliche Perspektive hinzu. Dies stellt weder die gut belegten Beweise für gefährliche anthropogene Eingriffe in das Klimasystem in Frage (wie die Erwärmung durch anthropogene Emissionen von der vorindustriellen Zeit bis heute) noch schmälert es die Bedeutung diplomatischer Vereinbarungen wie des Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen, um das Klima vor gefährlichen anthropogenen Auswirkungen zu schützen und die unerwünschten Folgen solcher Auswirkungen abzuwenden.

Zitat Ende

Diese Arbeit hält sich also gar nicht mehr damit auf die wissenschaftlichen Argumente zu entkräften, sondern erklärt sie für die politische Fragestellung als irrelevant.

Dieser Meinungsäußerung muss ich an dieser Stelle vehement widersprechen. Die Ergebnisse aus der Forschung zum Einfluss kosmischer Strahlung auf das Klima stellt die Gültigkeit der angeblich gut belegten Beweise für gefährliche anthropogene Einflüsse sehr wohl in Frage.

Sofern Messungen, wie von Stozhkov et. al (2017) durchgeführt, nicht entkräftet werden, zeigen diese, dass der anthropogene Einfluss viel kleiner sein muss, als vom IPCC in dessen Modellen postuliert. Diese Messungen weisen darauf hin, dass internationale Abkommen zur Verringerung von anthropogenen Klimagasemissionen sinnlos sind, zumindest im Hinblick auf die angegebenen Ziele. Und da schon Heute erkennbar ist, dass die Umsetzung dieser Abkommen viele Menschen in Armut und Elend führen wird, ist es höchste Zeit mit Deutlichkeit darauf hin zu weisen, dass die scheinbar so sichere wissenschaftliche Grundlage hinter diesen Abkommen fragwürdig, ja sogar mehr als fragwürdig ist. Immerhin weisen die fehlerhaften Vorhersagen bisher darauf hin, dass an dieser Grundlage gar nichts sicher ist.

Sie müssen meiner Meinung nicht folgen. Werfen Sie einen eigenen Blick in diese Arbeit. Mehr als diesen Abschnitt habe ich nicht gelesen.

Die Arbeit "The influence of solar activity on the formation of plant phytomass in dry steppe conditions" 12 referenziert Stozhkov et al. (2017) mit einer Aussage, welche diese Arbeit nicht macht, und beschäftigt sich ebenfalls nicht mit einer Widerlegung dieser Arbeit.

Soweit wie ich die Studienlage bisher überblicke, sind die Ergebnisse Stozhkov et al. (2017) bisher nur ein einziges Mal in neueren Arbeiten angegriffen worden, und dieser Angriff hält nicht stand, weil Berechnungen nicht geeignet sind für die Widerlegung von Messungen.

Diese Arbeit prognostiziert eine Abkühlung in naher Zukunft, die laut dieser Studie sogar bereits eingesetzt haben sollte. Wir haben ein referenzierendes Papier gesehen, das offensichtlich politischer Natur ist und sich um politische Schadensbegrenzung der Studienaussage bemüht.

Insofern macht die besondere Eile, welche gerade von der Politik für die Einführung von politischen Klimaaktivitäten an den Tag gelegt werden, durchaus Sinn. Sollte es vor der effektiven Umsetzung der politischen Agenda eine für jeden klar erkennbare Abkühlung geben, die sich nicht medial Überdecken lässt, dann müsste die politische Agenda zum Klimawandel wieder in die Mülltonne wandern. Und, wenn es nach der Vorhersage der Autoren verläuft. hätte sich das Klima-Thema dann mindestens bis ins Jahr 2060 erledigt. Weiter als bis dorthin reicht die Vorhersage in der Abbildung nicht.

Wenn man dieser Vorhersage auch nur eine geringe Wahrscheinlichkeit auf ihr Eintreffen einräumt, dann befinden wir uns jetzt gerade nicht im Wettrennen um die Erreichung des <1,5° Zieles, das im Grunde eine lächerlich niedrige Grenze darstellt und niemanden hinter dem Ofen hervorlocken sollte, sondern die Umsetzung jahrzehntelang geplanter politischer Agenden befindet sich im Wettrennen mit einer womöglich bevorstehenden oder gar schon begonnen Abkühlung.

Sollten Menschen beginnen, politische Klimanachrichten mit dem von Ihnen erlebten Klima im Widerspruch zu sehen, wäre dies für die politische Agenda der Todesstoß.

Aus meiner Sicht reicht es ja im Grunde, dass die Klimamodelle noch nie richtig lagen, um eine Politik abzulehnen, welche mit diesen begründet wird. Wem dies nicht genug ist, sollte daran denken, dass wir in einer milden Phase einer Eiszeit leben, und diese halten üblicherweise nicht sehr lange an.

Ob die Wissenschaftler der vorgestellten Studie richtig liegen mit ihrer Prognose einer baldigen Abkühlung müssen wir abwarten. Der andere Teil der Studie mit den vorgenommen Messungen steht aber jedenfalls als gültig da, bis widersprechende Messergebnisse zeigen, dass der gefundene Zusammenhang nicht hält.

Diesen Zusammenhang noch einmal zum Merken: Mehr kosmische Strahlung in den Höhen bis 2200 Meter korreliert mit einer kühleren Durchschnittstemperatur der Erde.


Erkenntnisse haben meistens vorläufigen Charakter und sind immer individueller Natur . Sie selbst entscheiden, ob Sie Erkenntnisse anderer als Meinung übernehmen oder ob Sie sich Erkenntnisse selbst erarbeiten. Meine Quellenangaben sollen Ihnen bei letzterem eine Hilfestellung geben, Sie sollten aber immer auch weitere Quellen verwenden.

Glauben Sie nicht, auch nicht mir, sondern prüfen Sie und schlussfolgern Sie selbst.

Fußnoten


  1. Cosmic rays, solar activity, and changes in the Earth’s climate ; V. P. Okhlopkov, V. I. Logachev, Y. I. Stozhkov, G. A. Bazilevskaya, N. S. Svirzhevsky, V. S. Makhmutov, A. K. Svirzhevskaya; Bulletin of the Russian Academy of Sciences: Physics, volume 81, No 2, pages 252–254 (2017); Springer; DOI: https://doi.org/10.3103/S1062873817020411 ; PDF on Sci-Hub ; 2017-03-08
  2. Will the sun put the brakes on global warming? ; Michael Guillen; Fox News; 2017-09-27
  3. Earth’s Climate Does Not Depend on Variations in Cosmic Rays and Cloud Coverage ; H. I. Abdussamatov; Geomagnetism and Aeronomy, volume 59, pages 935–941 (2019); SpringerLink; DOI: https://doi.org/10.1134/S0016793219070028 ; PDF on Sci-Hub ; 2020-03-11
  4. Magnetische Steifigkeit – Wikipedia ; de.wikipedia.org
  5. COSMIC RAY MEASUREMENTS IN THE ATMOSPHERE ; V. Makhmutov, Y. Stozhkov, N. Svirzhevsky; Lebedev Physical Institute, Russian Academy of Sciences; cds.cern.ch; 2002-06-02
  6. Galactic cosmic rays: Measurements, models and methods ; Scott P. Wakely; Enrico Fermi Institute & Department of Physics, University of Chicago; 32nd International Cosmic Ray Conference, Beijing 2011; 2011-08
  7. Direct Measurements of Galactic Cosmic Rays ; Nicola Tomassetti; arXiv.org; 2023-01-24
  8. Solar cycle peak reduces cosmic rays around Mars, Venus and Earth ; , Robert Lea; Space.com; 2022-12-06
  9. Galactic Cosmic Rays at Mars and Venus: Temporal Variations from Hours to Decades Measured as the Background Signal of Onboard Microchannel Plates ; Yoshifumi Futaana, Manabu Shimoyama, Nicolas André, Herman Andersson, Xiao-Dong Wang, Stas Barabash, Andrey Fedorov, Stefan Karlsson, Mats Holmström, Martin Wieser, Hans Nilsson; The Astrophysical Journal, volume 940; IOP Publishing; DOI: https://doi.org/10.3847/1538-4357/ac9a49 ; 2022-12-05
  10. The New Little Ice Age Has Started ; H.I. Abdussamatov; Elsevier; DOI: https://doi.org/10.1016/B978-0-12-804588-6.00017-3 ; PDF on Sci-Hub ; 2016-01-01
  11. Contribution of an Integrated Maritime Policy to the Dialogue of Civilisations: The Asia-Pacific Case ; Yuriy Gennadievich Mikhaylichenko, Larisa Valentinovna Danilova, Andrei Dorofeevich Lappo, Anatoly Nikolaevich Kachur, Petr Yakovlevich Baklanov, Amrtatjuti Vladimirovna Sereda; Journal of Marine Science and Engineering, volume 9; Multidisciplinary Digital Publishing Institute; DOI: https://doi.org/10.3390/jmse9060610 ; 2021-06-02
  12. The influence of solar activity on the formation of plant phytomass in dry steppe conditions ; Marina Vlasenko, Svetlana Turko, Karine Trubakova; E3S Web of Conferences, volume 285; EDP Sciences; DOI: https://doi.org/10.1051/e3sconf/202128506001 ; 2021-07-06