Idee der eigenen Erkenntnis
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Cochrane Library - Review - 2023 - Physikalische Eingriffe zur Unterbrechung oder Minderung der Ausbreitung respiratorischer Viren

Frank Siebert
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In der "Cochrane Database of Systematic Reviews" findet sich der neue Review "Physical interventions to interrupt or reduce the spread of respiratory viruses" 1 ."The Last American Vagabond" 2 und "TKP.at" 3 haben über diesen Review bereits berichtet, wobei der Bericht auf der Seite "The Last American Vagabond" als Live-Stream für Abonenten lief. Der Review ist auch in der "National Library of Medicine" 4 aufgelistet.

Die Arbeit verrät gleich in der Einleitung, Zitat:

Dies ist eine Aktualisierung eines Cochrane-Reviews, der zuletzt im Jahr 2020 veröffentlicht wurde. Wir beziehen Ergebnisse von Studien aus der aktuellen COVID-19-Pandemie ein.

Zitat Ende

Die behandelten Themen in diesem Review wurden also bereits früher behandelt und werden nun nur noch ergänzt. Dramatisch neue Erkenntnisse gegenüber dem Jahr 2020 sind im Grunde nicht zu erwarten.

Der Review warf einen Blick auf den Nutzen von chirurgischen Masken und N95/P2 Masken, zu deren Klasse auch die bei uns verwendeten FFP2-Masken zählen, in der Anwendung zum Schutz gegen respiratorische Erkrankungen. Es wurden aber auch andere physikalische Interventionen betrachtet.

Obwohl sich in einem Review zwangsläufig keine Bahnbrechend neue Erkenntnisse finden können, da ja zuvor veröffentlichte Studien heran gezogen werden, bieten sie die Möglichkeit, die statistische Signifikanz von Ergebnissen, Dank der größeren Datenbasis, deutlich zu erhöhen.

Zitat über die Bandbreite des Reviews:

Wir schlossen randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und Cluster-RCTs ein, die physische Interventionen (Screening an Einreisehäfen, Isolierung, Quarantäne, physische Distanzierung, persönlichen Schutz, Handhygiene, Gesichtsmasken, Brillen und Gurgeln) zur Verhinderung der Übertragung von Atemwegsviren untersuchten.

Zitat Ende

Der Fokus vieler Berichte über diesen Review liegt einzig auf den Ergebnissen bezüglich der Masken. Dies kann allerdings durchaus daran liegen, dass die Autoren selbst in ihrer Zusammenfassung dieses Thema hervorheben,

Der Review in seiner kompletten Fassung ist denn auch über 300 Seiten lang, weshalb es gleich zwei kürzere Fassungen als PDF-Download im Angebot gibt.

Ich will Ihnen gar nicht den Spaß verderben, das Thema Ihres eigenen Interesses in diesem Review selbst zu erkunden. Mich interessiert, neben der Frage der Masken, die Frage der Wirksamkeit des Gurgelns.

In ihrer Zusammenfassung geben die Autoren eine ernüchternde Bilanz zur Qualität der betrachteten Studien, Zitat:

Das Risiko einer Verzerrung bei den RCTs und Cluster-RCTs war meist hoch oder unklar.

Zitat Ende

Fairerweise muss gesagt werden, dass dieses Risiko einer Verzerrung der Ergebnisse vermutlich bereits dadurch als gegeben betrachtet werden muss, dass die betrachteten Maßnahmen in den privaten Lebensbereich hinein reichen, und daher, zum Beispiel bei Masken, deren durchgehende fachgerechte Anwendung, selbst beim besten Willen der Teilnehmer, nicht sicher gestellt werden kann, scheitert dies doch bereits häufig im professionellen Krankenhausumfeld bei der Anwendung durch geschultes Personal.

Neben dieser Art der Verzerrung sind noch viele weitere möglich, und die Autoren verwendeten das Cochrane Risk Assessment Tool, um verschiedene mögliche Arten der Verzerrung der Ergebnisse bei jeder einzelnen Studie zu untersuchen. So taucht das Wort "Bias" auch 765 Mal in dem Review auf.

Diese identifizierten Risiken von Verzerrungen in den Ergebnissen haben natürlich einen Einfluss auf das Konfidenzintervall in der Ergebniszusammenfassung, in der wir ja doch hoffen, etwas über die Wirksamkeit der jeweiligen Maßnahmen zu erfahren.

Auf Seite 173 findet sich ein tabellarischer Überblick über die Ergebnisse der randomisierten Studien beim Vergleich medizinischer/chirurgischer Masken versus keine Masken.

Die Labor-bestätigten Fälle haben also ein deutlich breiteres Konfidenzintervall, also eine geringere Zuversicht in die Aussagekraft des Ergebnisses.

Noch schlechter sieht es bei den anderen Labor-bestätigten respiratorischen Viren aus.

Sicherlich haben die Autoren im Detail dargelegt, wie diese niedrige Zuversicht in das Ergebnis ermittelt wurde. Schauen Sie in die Arbeit hinein, wenn Sie dies im Detail interessiert.

In diesem Review gibt es keinen direkten Vergleich zwischen Trägern von N95/P2 Masken mit Personen ohne Maske, sondern nur den Vergleich mit Trägern medizinischer Masken. Aber wir haben eben gerade gesehen, dass für medizinische Masken kein signifikanter Nutzen gegenüber dem nicht Tragen der Masken ermittelt werden konnte. So wäre der direkte Vergleich zwar durchaus Interessant, aber wir können in erster Näherung davon ausgehen, dass er nicht signifikant anders aussehen würde, als der Vergleich mit der medizinischen Maske.

Signifikanz, oder besser gesagt dessen Fehlen, ist den auch in diesem Vergleich auf den Seiten 274 und 275 das grundlegende Thema.

Irritierenderweise ist in diesem Vergleich die Anzahl der aufgelisteten Kategorien deutlich erhöht, dafür ist COVID-19 nicht dediziert erwähnt.

Die mit dem vorherigen Risikovergleich vergleichbaren Kategorien werden mit folgenden Zahlen angegeben:

Die Labor-bestätigten Influenza-Fälle sind also bei Trägern einer N95-Maske, vergleichbar einer FFP2-Maske, um 10% erhöht. Allerdings ist der Unterschied nicht signifikant, da das Konfidenzintervall auch in diesem Fall sehr breit ist.

So lassen diese Ergebnisse nur die Aussage zu, dass ein Nutzen von medizinischen oder N95/FFP2-Masken gegen Influenza oder andere virale respiratorische Erkrankungen in der Gesamtheit der Studien nicht erkennbar wird. Es besteht eine reele aber nicht abschließend gesicherte Möglichkeit, dass virale Erkrankungen der Atemwege durch das Tragen dieser Masken wahrscheinlicher werden.

Getrennt aufgeführt wurden die Ergebnisse für N95 Masken unter Mitarbeitern des Gesundheitswesens, also den Profis unter den Masken-Trägern.

Bei den Profis betrug das erhöhte Risiko einer Labor-bestätigten Influenza also nur 5% mehr durch das Tragen einer N95/FFP2-Maske. Allerdings ist der Konfidenzbereich noch einmal größer, und dieses Ergebnis daher noch einmal unsicherer, als bei den Nicht-Profis.

So darf mit Fug und Recht jeglicher Nutzen der Maskentragerei während einer Pandemie in Frage gestellt werden, denn es gibt keine gesicherten Erkenntnisse eines Nutzen. Es gibt auch keine gesicherte Erkenntnis zur Erhöhung Labor-bestätigter Influenza oder COVID-19-Erkrankungen durch N95/FFP2-Masken.

Gesicherte Erkenntnis gibt es allerdings zu psychologischen Folgeschäden speziell unter den Allerjüngsten, wenn diese in den Gesichtern anderer nicht lesen können. Es gibt gesicherte Erkenntnis zum Einsatz der Maske in Guantanamo als psychologische Foltermethode. Es gibt gesicherte Erkenntnisse zur Rückatmung von CO 2 und dessen Folgen auf den Pegel des Blutsauerstoffs.

Die Liste könnte noch länger gemacht werden, speziell wenn der nicht professionelle und wiederholte Gebrauch kontaminierter Masken betrachtet wird. Und wer hat während der sogenannten Pandemie nach einer Stunde die Maske gewechselt? Wer hat gebrauchte Masken fachgerecht entsorgt? Haben Sie? Ehrlich?

So lässt sich, Aufgrund der fehlenden Signifikanz beim Nutzen und der signifikanten Schäden auf der anderen Seite, klar feststellen, dass Maskenmandate eine negative Nutzen-Risiko-Bilanz haben.

Wie angekündigt interessiert mich die Effektivität der Vorbeugung Mittels Gurgeln. Das hört sich zunächst nach einer wilden Theorie an, ähnlich wie das Spülen der Nase mit Salzwasser, das nach einigen Berichten, für die mir im Moment aber jede Quelle fehlt, wahre Wunder wirken soll. Warum also sollte Gurgeln nicht auch eine signifikante Wirkung haben?

Die Auswertung des Reviews hat zu diesem Thema eine Trennung zwischen den Studien durchgeführt, welche vor der COVID-19-Ära durchgeführt wurden und nur ganz allgemein virale respiratorische Erkrankung betrachten, und jenen, welche während der COVID-19-Ära durchgeführt wurden.

Die drei früher durchgeführten Studien zeigen keine Einigkeit zur positiven oder negativen Wirkung. Wenn überhaupt sind sie sich einig, dass es nur eine geringe Wirkung gibt.

Die zwei neuen Studien sind hingegen eine Überraschung.

Das relative Risiko an COVID-19 zu erkranken wird demnach durch Gurgeln um 93% gesenkt. Dies kann mit der zuerst versprochenen Wirksamkeit der COVID-19-Impfungen mithalten, zumal diese ihr Versprechen ja nicht gehalten haben.

Beim Gurgeln ist vermutlich auch mit deutlich weniger Nebenwirkungen und erst recht nicht mit schweren Nebenwirkungen und Tod zu rechnen.

Es sind allerdings nur zwei Studien, daher sollte man nicht in zu lauten Jubel ausbrechen. aber der Konfidenzbereich ist doch sehr beeindruckend. Das Ergebnis bleibt ein sehr gutes, auch im Vergleich mit den sogenannten Impfungen, selbst wenn man auf die schlechtere der beiden Intervallgrenzen blickt.

Die erste der beiden Arbeiten, "Evaluation of silver nanoparticles for the prevention of SARS-CoV-2 infection in health workers: In vitro and in vivo" 5 , zeigt auf den ersten Blick, dass es kein völlig ungefährliches Salzwasser war, das zum Einsatz kam, sondern ein Produkt mit Silber-Nanopartikel.

Bevor man sich für diese Variante entscheidet, sollte man also eventuell in das "Current Intelligence Bulletin 70: Health Effects of Occupational Exposure to Silver Nanomaterials" 6 des "Center for Disease Control and Prevention" (CDC) hinein schauen; eine komplette Unbedenklichkeit ist nicht gegeben.

Die andere Studie trägt den Namen "Nasopharyngeal and oropharyngeal rinses with neutral electrolyzed water prevents COVID‑19 in front‑line health professionals: A randomized, open‑label, controlled trial in a general hospital in Mexico City" 7 , was darauf hinweist, dass es im Grunde einfaches Wasser war, das zum Einsatz kam.

Worum es sich bei elektrolysiertem Wasser genau handelt, musste ich dann aber doch erst nachschlagen. Laut dem Artikel "Was ist elektrolysiertes Wasser?" 8 auf der Seite Spiegato, handelt es sich um destilliertes Wasser, dem etwas Salz hinzugefügt und an das kurzzeitig eine elektrische Spannung angelegt wurde.

Das Ergebnis dieser Studie kommt in Etwa dem Einsatz der Silber-Nanopartikel gleich, aber Wasser mit etwas Salz und einem kurzen Stromstoß sollte auf lange Sicht besser verträglich sein als Silber-Nanopartikel.

Die Formulierung "Gurgeln" trifft allerdings bei beiden Studien nicht das ganze Bild. In beiden Studien wurde nicht nur gegurgelt, sondern auch die Nase gespült. In der zweiten Studie war die Anwendung 3 mal täglich über einen Zeitraum von 4 Wochen. Ob der Stromstoß durch das Wasser wichtig für das Ergebnis war, wurde in der Studie nicht untersucht. Wie ich vorhin erwähnte, halten einige auch einfaches Salzwasser für hinreichend ohne ein Elektrolysieren zu erwähnen, nur habe ich hierzu leider keine Quellen anzubieten.

Wie erwähnt, der Review enthält noch weitere Punkte, welche betrachtet werden. Schauen Sie einfach in die Studie hinein, wenn Sie sich für diese Punkte interessieren.


Erkenntnisse haben meistens vorläufigen Charakter und sind immer individueller Natur . Sie selbst entscheiden, ob Sie Erkenntnisse anderer als Meinung übernehmen oder ob Sie sich Erkenntnisse selbst erarbeiten. Meine Quellenangaben sollen Ihnen bei letzterem eine Hilfestellung geben, Sie sollten aber immer auch weitere Quellen verwenden.

Glauben Sie nicht, auch nicht mir, sondern prüfen Sie und schlussfolgern Sie selbst.

Fußnoten


  1. Physical interventions to interrupt or reduce the spread of respiratory viruses - Jefferson, T - 2023 - Cochrane Library ; Tom Jefferson, Liz Dooley, Eliana Ferroni, Lubna A Al-Ansary, Mieke L van Driel, Ghada A Bawazeer, Mark A Jones, Tammy C Hoffmann, Justin Clark, Elaine M Beller, Paul P Glasziou, John M Conly; Cochrane Database of Systematic Reviews; John Wiley & Sons, Ltd; DOI: https://doi.org/10.1002/14651858.CD006207.pub6 ; 2023-01-30
  2. Steve Poikonen Interview - A Review Of 78 RCT On Masks Finds No Reduction Of Infection ; Ryan Cristián; The Last American Vagabond; 2023-02-01
  3. Cochrane Review zeigt neuerlich: Masken schützen nicht ; Dr. Peter F. Mayer; tkp.at; 2023-02-01
  4. Physical interventions to interrupt or reduce the spread of respiratory viruses - PubMed ; Jefferson T;Del Mar CB;Dooley L;Ferroni E;Al-Ansary LA;Bawazeer GA;van Driel ML;Jones MA;Thorning S;Beller EM;Clark J;Hoffmann TC;Glasziou PP;Conly JM;; The Cochrane database of systematic reviews, volume 11; PubMed; DOI: https://doi.org/10.1002/14651858.CD006207.pub5 ; 2020-11-20
  5. Evaluation of silver nanoparticles for the prevention of SARS-CoV-2 infection in health workers: In vitro and in vivo ; Almanza-Reyes H;Moreno S;Plascencia-López I;Alvarado-Vera M;Patrón-Romero L;Borrego B;Reyes-Escamilla A;Valencia-Manzo D;Brun A;Pestryakov A;Bogdanchikova N;; PloS one, volume 16; PLoS One; DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0256401 ; 2021-08-19
  6. Current Intelligence Bulletin 70: Health Effects of Occupational Exposure to Silver Nanomaterials ; www.cdc.gov; DOI: https://doi.org/10.26616/NIOSHPUB2021112
  7. Nasopharyngeal and oropharyngeal rinses with neutral electrolyzed water prevents COVID‑19 in front‑line health professionals: A randomized, open‑label, controlled trial in a general hospital in Mexico City ; Rafael Gutiérrez‑García, Juan C. De La Cerda‑Angeles, Ariana Cabrera‑Licona, Ivan Delgado‑Enciso, Nicolas Mervitch‑Sigal, Brenda A. Paz‑Michel; Biomedical Reports, volume 16; Spandidos Publications; DOI: https://doi.org/10.3892/br.2021.1494 ; 2022-02-01
  8. Was ist elektrolysiertes Wasser? - Spiegato ; Spiegato; 2021-12-09

Kategorie:Studie Kategorie:COVID-19 Kategorie:Maske