Idee der eigenen Erkenntnis
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Bundestag - Immunität spielt keine Rolle

Frank Siebert
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Ich war einfach einmal neugierig und ging der Frage nach: "Diskutierten die Abgeordneten im Bundestag zu irgend einem Zeitpunkt über Kreuzimmunitäten?" Das Ausmaß der Kreuzimmunitäten ist doch eine wichtige Frage für die Beurteilung der Pandemiegefahr durch SARS-CoV-2.

Schließlich ist das Ziel der Impfungen ja - offiziell - das Erreichen einer Herdenimmunität zum Schutz der besonders Gefährdeten. Mit einer hinreichend vorhanden Kreuzimmunität müssen also weniger Impfungen durchgeführt werden - oder auch gar keine - je nach dem Stand der Dinge.

Also war ich doch sehr optimistisch etwas zu dem Thema zu finden. Ich durchsuchte auf pdok.bundestag.de die Protokolle und Drucksachen der aktuellen Legislaturperiode nach dem Stichwort "Kreuzimmunität". 1 2

Treffer! Genau ein Dokument! Nur eins? Genau eins, die Drucksache Nr.: 19/24330.

Jahresgutachten 2020/21 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

Das Gutachten trägt das Datum 16.11.2020. Der Punkt 183 dieses Gutachtens lautet wie folgt:

Die Unsicherheit über die Länge der Krise ist nach wie vor hoch. Verschiedene Faktoren, wie jahreszeitliche Schwankungen, die Dauer der Immunität nach einer Infektion oder der Umfang von Kreuzimmunitäten mit anderen Corona-Viren, beeinflussen den Verlauf der Pandemie, sind aber bisher noch nicht ausreichend erforscht (Kissler et al., 2020). Da die Pandemie von selbst erst dann enden würde, wenn 60 % bis 70 % der Bevölkerung immun gegen das Virus sind, könnte sie ohne einen wirksamen Impfstoff mehrere Jahre andauern (Kwok et al., 2020; Moore et al., 2020). Trotz Vorliegen eines Impfstoffs könnte es noch über eine längere Zeit zu wiederholten Ausbrüchen kommen, falls die erreichbare Immunitätsdauer nur kurz ist (Kissler et al., 2020). In Deutschland ist der geschätzte Anteil von Erwachsenen mit Antikörpern gegen SARS-CoV-2 laut Robert Koch-Institut mit knapp 1,3 % Mitte August noch sehr gering gewesen (RKI, 2020a). 3

Kommentar

Zunächst stelle ich zum wiederholten Male fest, dass es offensichtlich nicht um unsere Gesundheit geht. Das Kreuzimmunitäten in nur genau einer Drucksache, und zwar zur wirtschaftlichen Entwicklung, Erwähnung finden, während das Lied der Pandemie gesungen wird, kann nicht mehr nur als Indiz bezeichnet werden.

Es wirkt fast so, als sei das Vorkommen dieses Wortes in diesem einen Dokument ein Versehen gewesen. Da die Frage der Kreuzimmunitäten ein entscheidender Punkt in den Abwägungen zur tatsächlichen Gefahrenlage hätte sein müssen, hätte dieses Wort in den Debatten um das Infektionsschutzgesetz und den Debatten um die Aufhebung der "epidemischen Lage nationaler Tragweite" auftauchen müssen.

Immerhin, das Gutachten ist ja herausgekommen als "Unterrichtung durch die Bundesregierung" an den Bundestag, lesen wir hier auch, dass ''die Pandemie von selbst erst dann enden würde, wenn 60% -70% der Bevölkerung immun gegen das Virus sind".

Auch der Hinweis auf das geringe Vorkommen von Antikörpern gibt zu denken, denn die Antikörper spielen bei der Immunität gegen SARS-CoV eine untergeordnete bis schädliche Rolle.

Also suchte ich die im Zusammenhang mit Kreuzimmunitäten erwähnte Kissler et al. Studie heraus und stellte fest, dass ich die schon kannte. Dennoch soll sie hier noch einmal behandelt werden.

Ziele von T-Zell-Reaktionen auf SARS-CoV-2-Coronavirus bei Menschen mit COVID-19-Krankheit und nicht exponierten Personen

Das Verständnis der adaptiven Immunität gegen SARS-CoV-2 ist wichtig für die Impfstoffentwicklung, die Interpretation der Pathogenese der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) und die Kalibrierung von Maßnahmen zur Pandemiekontrolle. Unter Verwendung von HLA-Klasse I- und II-vorhergesagten Peptid- „Megapools“ wurden zirkulierende SARS-CoV-2-spezifische CD8 + und CD4 + T-Zellen bei ~ 70% bzw. 100% der COVID-19-Rekonvaleszenzpatienten identifiziert. Die CD4 + T-Zellantworten auf [das] Spike[-Protein], das Hauptziel der meisten Impfbemühungen, waren robust und korrelierten mit der Größe der Anti-SARS-CoV-2-Titer. Die M-, Spike- und N-Proteine ​​machten jeweils 11 bis 27% der gesamten CD4 + -Reaktion aus, wobei zusätzliche Antworten unter anderem häufig auf nsp3, nsp4, ORF3a und ORF8 abzielten. Für CD8 + T-Zellen wurden Spike und M erkannt, wobei mindestens acht SARS-CoV-2-ORFs als Ziel ausgewählt wurden. Wichtig ist, dass wir SARS-CoV-2-reaktive CD4 + T-Zellen in ~ 40% –60% der nicht exponierten Personen nachweisen konnten, was auf eine kreuzreaktive T-Zell-Erkennung zwischen zirkulierenden „Erkältungs“-Koronaviren und SARS-CoV-2 hindeutet. 4

Natürliche Immunität versus Impfung

Diese Studie enthält auch den bemerkenswerten Satz:

Somit zeigen diese Daten, dass die COVID-19-Impfstoff Kandidaten, die sich bemühen, CD8 + T-Zellantworten gegen das Spike-Protein auszulösen, eine relativ enge CD8 + T-Zellantwort hervorrufen werden, verglichen mit der natürlichen CD8 + T-Zellantwort, die bei einer leichten bis mittelschweren COVID-19-Krankheit beobachtet wird.

Kommentar

Wer sich mit den neuartigen gentechnischen "Impfstoffen" impfen lässt bekommt also eine weniger breite Immunisierung. Der durch die Impfung erworbene Schutz ist schlechter als der natürlich erworbene. Konkret bedeutet dies eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass der eingeimpfte Immunschutz gegen Mutationen des Virus nicht wirkt, da sich nur wenig am Genom des Virus ändern muss.

Das Traurige an dieser Erkenntnis ist, dass sie sich auch ohne die Daten dieser Studie durch einfaches logisches Nachdenken ergibt. Natürlich muss der Impfschutz um so spezifischer auf einen kleinen Teil des Virus ausgeprägt ausfallen, je kleiner der im Impfstoff enthaltene Teil des Virus ist.

Ebenfalls traurig ist die Tatsache, dass folgende Studie den Abgeordneten wohl gar nicht bekannt ist.

SARS-CoV-2-T-Zell-Epitope definieren die heterologe und COVID-19-induzierte T-Zell-Erkennung

Die Studie zeigt, dass etwa 81% der Teilnehmer ohne vorherige Covid-19 Erkrankung dennoch einen Immunschutz gegen Covid-19 besitzen, welcher stärker ausfällt auf je mehr Molekülabschnitte eines Antigens die T-Zellen reagieren. Die Studie bietet damit eine Erklärung für die Beobachtung, dass etwa 80% der "mit Corona Infizierten" keine oder nur leichte Symptome zeigen.

Dennoch wird in der Studie angekündigt:

Unter Verwendung der SARS-CoV-2-T-Zell-Epitope bereiten wir derzeit zwei klinische First-in-Man-Studien vor (EudraCT 2020-002502-75; EudraCT 2020-002519-23), für die Evaluation eines Multi-Peptid-Impfstoffes für die Induktion einer breiten T-Zellimmunität zur Bekämpfung von COVID-19.

SARS-CoV-2, das Virus, das COVID-19 verursacht, hat das Leben auf der ganzen Welt dramatisch verändert. Damit antivirale Therapeutika wie Impfstoffe wirken, müssen Wissenschaftler wissen, welche Bereiche des Virus - oder Epitope - die Immunzellen aktivieren können, welche als T-Zellen bezeichnet werden.

Die Autoren dieser Studie verwendeten Computeralgorithmen, um vorherzusagen, welche Epitope von SARS-CoV-2 T-Zellen aktivieren könnten. Um diese Vorhersagen zu bestätigen, haben sie gemessen, wie T-Zellen mit Blutproben von zwei Personengruppen reagierten: 180 Personen, die zuvor mit SARS-CoV-2 infiziert waren, und 185 Personen, die dem Virus nicht ausgesetzt waren.

Das Team entdeckte, dass einige Epitope spezifisch für SARS-CoV-2 waren, während andere kreuzreaktiv waren - sie ähnelten Epitopen auf Viren, die Erkältungskrankheiten verursachen, um eine T-Zell-Antwort auszulösen.

Tatsächlich hatten 81% der nicht exponierten Personen eine T-Zell-Reaktion auf diese Epitope. Während dies zumindest auf einen eingebauten Immunschutz gegen SARS-CoV-2 hindeutet, waren die T-Zell-Reaktionen bei zuvor infizierten Personen viel robuster als bei nicht exponierten Personen. Personen mit einer breiteren T-Zell-Reaktion auf virale Epitope berichteten über weniger schwere COVID-19-Symptome, was darauf hindeutet, dass Menschen mit einer gewissen T-Zell-Erkennung von SARS-CoV-2 vor der Infektion möglicherweise eine weniger schwere Erkrankung aufweisen. 5

Zusätzliche Studien, in denen dieselben Probanden vor und nach der Infektion verglichen werden, sind erforderlich, um zu verstehen, wie die Kreuzreaktivität von T-Zellen mit der Immunität und der Schwere der Symptome zusammenhängt. Dennoch legt diese Studie nahe, dass die Förderung der T-Zell-Reaktionen auf SARS-CoV-2 wichtig sein kann, um wirksame therapeutische und präventive Maßnahmen zu entwickeln.

T-Zellen Immunität versus Antikörper-Immunität

In dieser Studie findet sich auch der sehr bemerkenswerte Satz:

Diese T-Zell-vermittelte Immunantwort ist umso wichtiger, als Studien zur humoralen Immunität gegen SARS-CoV-1 den Nachweis erbrachten, dass Antikörperantworten nur von kurzer Dauer sind und sogar virusassoziierte Lungenerkrankungen verursachen oder verschlimmern können.

mit einem Querverweis auf zwei weitere Studien.

Dies ist ein sehr wichtiger Hinweis. Antikörper sind nicht wichtig bei SARS-CoV, sie können sogar schaden. Eine Immunität basierend auf den T-Zellen ist wichtig und ausserdem auch langlebig, wie existierende Kreuzimmunitäten durch frühere SARS-CoV-1 Infektionen belegen.

Kommentar

Unsere Gesundheit spielt keine Rolle. Nicht umsonst findet sich an mehreren Stellen im Infektionsschutzgesetz die Formulierung: "Das Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit (Artikel 2 Absatz 2 Satz 1 des Grundgesetzes) wird im Rahmen des [Variabler Teil] insoweit eingeschränkt". Wenn es um unsere Gesundheit ginge, dann wäre so etwas undenkbar.

Eine echte Abschätzung des Pandemie-Risikos hat nie stattgefunden.

Erste Hinweise auf Kreuzreaktionen und damit auch auf vorhandene Kreuzimmunitäten gab es bereits in einer Studie 6 vom 31.01.2020. In dieser Studie wurde nur auf Kreuzreaktionen zu SARS-CoV-1 geschaut. Einer der genannten Autoren ist Christan Drosten.

Und bereits vorher wussten wir aus China, das die Infektionen bei über 80% der Infizierten mit nur leichten Symptomen oder ganz ohne Symptome ablaufen. Dies ist ein klarer Hinweis auf existierende Immunitäten, wenn man ihn denn sehen will.

Wenn dieses Wissen also in keine der Debatten Eingang fand, und das Fehlen des Begriffes in den Protokollen soll dafür Beweis sein, dann kann eine Risiko-Abwägung nicht statt gefunden haben.

Wie soll es uns nun gelingen, ausgehend von einer vor-existierenden Kreuzimmunität von über 80%, das angestrebte Ziel von 70% Immunität zu erreichen? Oh, waren wir da schon über das Ziel hinaus bevor die Pandemie begann? Na Sowas!

Nur vor dem Hintergrund dieser Information lässt sich das SARI Rätsel verstehen.

Wo wir gerade bei dem Thema SARI (Schwere Akute Respiratorische Infektion) sind...

Unterrichtung des Bundestages zu SARI

Versteckt am Ende eines Entschließungsantrages zur dritten Beratung des Gesetzentwurfs über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2021 findet sich die einzige Information 7 in den Drucksachen und Plenarprotokollen des Bundestages zu den Ergebnissen der Studien der Initiative für Qualitätsmedizin, in denen auch ein Monitoring der Anzahl der in Krankenhäusern behandelten SARI-Fälle stattfindet.

Ganz am Ende dieses Dokumentes vom 08.12.2020 steht:

4.Gesamtzahl der Intensivpatienten relativ konstant

Eine Auswertung der Initiative für Qualitätsmedizin, einem Zusammenschluss 272 deutscher und schweizerischer Kliniken, in denen bis Oktober 2020 3.064.969 Corona-Fälle behandelt wurden, was ca. 22% der Krankenhauspatienten in Deutschland entspricht, kommt zu dem Ergebnis: Im den ersten 10 Monaten des Jahres 2020 wurden insgesamt weniger Patienten im Krankenhaus behandelt als 2019. Auch die Gesamtzahl der SARI-Fälle, Intensivfälle und Beatmungsfälle, war im Untersuchungszeitraum nicht höher als 2019. 8

Kommentar

Bei dieser Informationslage glauben unter Umständen tatsächlich viele Abgeordnete an eine Pandemie. Besser kann man kritische Informationen zur Nichtexistenz einer Pandemie gar nicht verstecken ohne sie ganz zu unterschlagen.

Eine akzeptable Erklärung für die Politik der Asozialisation durch Versammlungsverbot, Geschäfts-, Gaststätten- und Kneipenschließungen sowie Maskenpflicht und Abstandsregeln kann die Informationslage nicht sein. Abgeordnete müssen sich unabhängig selbst informieren und auch unabhängig selbst denken. Wenn sie dies nicht können, sollen sie ihren Platz räumen.

Glücklicherweise muss ich die Politik des Grundrechteabbaus nicht begründen. Meiner Meinung nach ist der Grundrechteabbau nicht begründbar.

Auch im Falle einer echten Pandemie darf es Grundrechtseingriffe wie sie heute stattfinden nicht geben.

Fußnoten


  1. Suche in Drucksachen und Plenarprotokollen des Bundestages: "Kreuzimmunität" , 2021-02-15
  2. Suche in Drucksachen und Plenarprotokollen des Bundestages: "Kreuz-Immunität" , 2021-02-15
  3. Jahresgutachten 2020/21 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung , Bundestag, Drucksache Nr.: 19/24330, 2020-11-16
  4. Targets of T Cell Responses to SARS-CoV-2 Coronavirus in Humans with COVID-19 Disease and Unexposed Individuals , CellPress, DOI:https://doi.org/10.1016/j.cell.2020.05.015
  5. SARS-CoV-2 T-cell epitopes define heterologous and COVID-19-induced T-cell recognition ; Annika Nelde, Tatjana Bilich, Jonas S. Heitmann, Yacine Maringer, Helmut R. Salih, Malte Roerden, Maren Lübke, Jens Bauer, Jonas Rieth, Marcel Wacker, Andreas Peter, Sebastian Hörber, Bjoern Traenkle, Philipp D. Kaiser, Ulrich Rothbauer, Matthias Becker, Daniel Junker, Gérard Krause, Monika Strengert, Nicole Schneiderhan-Marra, Markus F. Templin, Thomas O. Joos, Daniel J. Kowalewski, Vlatka Stos-Zweifel, Michael Fehr, Michael Graf, Lena-Christin Gruber, David Rachfalski, Beate Preuß, Ilona Hagelstein, Melanie Märklin, Tamam Bakchoul, Cécile Gouttefangeas, Oliver Kohlbacher, Reinhild Klein, Stefan Stevanović, Hans-Georg Rammensee, Juliane S. Walz; www.researchsquare.com; DOI: https://doi.org/10.21203/rs.3.rs-35331/v1 ; 2020-06-16
  6. The novel coronavirus 2019 (2019-nCoV) uses the SARS-coronavirus receptor 1 ACE2 and the cellular protease TMPRSS2 for entry into target cells , BioRxiv 2020-01-31
  7. Suche in den Drucksachen und Plenarprotokollen des Bundestages nach SARI und RKI , 2021-02-15
  8. Entschließungsantrag zu der dritten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2021 , Drucksache 19/25026, 2020-12-08

Kategorie:COVID-19 Kategorie:Immunologie Kategorie:Impfung Kategorie:Virologie